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Bonn: Redeauszüge von OB Nimptsch während des Israeltages am 23. September 2012 [16.10.2012]

Besitzdokumente der Familie Abu-Freih aus zu dem Jahr 1945 zu Flächen im 'Land der deutschen Wälder' Das IPK hat sich, nachdem es Kenntnis vom Auftritt des JNF/KKL in Bonn anlässlich der 'Interkulturellen Woche' erhielt, daran gemacht die Bonner Initiatoren und die Unterstützer der Stadt Bonn darüber zu unterrichten, dass der JNF/KKL eine der Säulen des israelischen Kolonialisierungs- und Vertreibungsapparats darstellt - und dass auch der 'Wald der deutschen Länder' in diesen Kontext gehört. Auf dem Bild zur Linken ist dazu eines der Dokumente aus dem Jahr 1945 zu sehen, demzufolge ein Teil des Bodens des 'Walds der deutschen Länder' der Abu-Freih Familie gehört, die ihrerseits aus Al-Arakib vertrieben wurde, das nun nach dem Willen des JNF ebenfalls unter einem 'Wald' verschwinden soll.

Auf diese Große Anfrage der 'BIG'-Fraktion im Bonner Stadtparlament hat die Stadt nun einen Teil der Rede des Bonner OBs veröffentlicht:

„Der Erlös der heutigen Veranstaltung soll für den Aufbau eines Bonner Hains im Wald der Deutschen Länder in Israel verwendet werden. Es handelt sich um eine Initiative zur Bepflanzung und Wiederaufforstung der Wüste Negev, deren Schirmherr zu Beginn der 90er Jahre Johannes Rau gewesen ist. Für seine stete Hilfe wurde er 1995 vom Jüdischen Nationalfonds als erster Preisträger mit dem „Goldenen Olivenzweig“ ausgezeichnet. Johannes Rau, unser verstorbener Bundespräsident, hat diesen Preis angenommen. Köln, Dortmund, Düsseldorf und viele andere deutsche Städte haben dort bereits Haine, die nach ihren Städten benannt sind, und die Ministerpräsidenten Rüttgers und Platzeck haben in der Vergangenheit den Wald der Deutschen Länder, in Israel besucht. Durch zahlreiche Spenden aus Deutschland wurden im „Wald der deutschen Länder“ um die Wüstenstadt Be'er Scheva seit 1991 bereits über 450.000 Bäume gepflanzt. Sie sollen sinnbildlich für die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel stehen.
Ich habe mich angesichts der kritischen Stimmen, die mich erreicht haben, gefragt, ob die genannten Personen und Städte sich geirrt haben könnten oder ob inzwischen vielleicht neue Sachverhalte hinzugekommen sind. Schließlich ist von Spannungen mit einem Beduinenstamm die Rede, von Vertreibung und es haben sich Gerichte mit der Frage beschäftigt, ob die Beduinen, die sich dort an einer Stelle seit 1998 niedergelassen hatten, dies zu Recht oder Unrecht getan haben. Hingewiesen wird allerdings auch darauf, dass an anderer Stelle der Jüdische Nationalfonds die Beduinenstadt Rahat durch den Aufbau eines Wasserreservoirs unterstützt hat. Ich habe bei dieser nicht einfach zu überschauenden Lage weiteren Rat eingeholt. Dazu gehörten Experten aus dem Bereich der GIZ, des Deutschen Bundestages und schließlich habe ich das Auswärtige Amt um eine Einschätzung gebeten. […]

Am heutigen Israel-Tag, an dem sich viele engagierte Bonner Institutionen, Organisationen, Gemeinden und Menschen beteiligen, will ich das Engagement und die Arbeit dieser Organisationen in unserer Stadt würdigen und bin deswegen Schirmherr dieser Veranstaltung. Ich bin übrigens in diesen Tagen gleichzeitig Schirmherr der Bonner Friedenstage und habe heute morgen nebenan im alten Rathaus eine Veranstaltung eröffnet mit dem Titel „Präventive Diplomatie“. Ich frage Sie, was wäre das für ein Zeichen, Schirmherr für die Friedenstage zu sein und gleichzeitig die Schirmherrschaft über diese Veranstaltung zurückzugeben – das wäre doch alles andere als präventive Diplomatie und würde mir den Weg versperren selbst den Dialog zu Israel-Fragen zu führen; kein guter Ausgangspunkt für den Oberbürgermeister einer internationalen Stadt, der den Dialog mit allen führen will und führen muss.“

 (ts)

Ergänzende Links:
Stellungnahme der Verwaltung zu 'Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters für eine Veranstaltung des Jüdischen Nationalfonds (JNF)'
INVISIBLE CITIZENS - Israel Government Policy Toward the Negev Bedouin

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