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Sprecher des Bonner Kreisverbandes der LINKEN kämpft für Israel, gegen die Linke [30.07.2011]

Bonner LINKE für einen aufgeklärten, linken Ethno-Nationalismus Der Sprecher des Kreisverbandes der Bonner LINKEN, Holger Schmidt, Autor von "Antizionismus, Israelkritik und ›Judenknax‹" hat es sich nicht nehmen lassen der 'jungle world' ein Interview zu geben, um sich für höchste Aufgaben zu positionieren.

Dies in einem Blatt, das sich wie so manch andere eifrig an der Antisemitismus-Rufmordkamapgne gegen die LINKE beteiligt hat, die darauf abzielt die Partei zu spalten und den linken Parteiflügel zu demolieren, der von antikapitalistischen, -militaristischen und -imperialistischen Positionen nicht abrücken will.

Schmidt folgt damit jenen Vorbildern in den höheren Parteirängen - genannt sei an erster Stelle Bodo Ramelow - die sich öffentlich im Verein mit anti-LINKEN bürgerlichen Presseorganen darin üben, die Linke in der eigenen Partei mit Dreck zu bewerfen, um sie aus ihr heraus zu ekeln: Politiker vom Typ eines Ramelow sind nicht etwa daran interessiert die Machtverhältnisse mithilfe der Partei zu verändern, sondern sehen in ihr vielmehr ein Vehikel für das eigene Fortkommen, das an die Machtverhältnisse anzupassen ist, um so an die staatlichen Fleischtöpfe zu gelangen.

Vorgemacht hat dies weiland die Rechte bei den GRÜNEN, deren herausragendster Exponent es durch hemmungslosen Opportunismus vom Steinewerfer bis hin zum Vizekanzler der BRD brachte. (Insofern passt der Titel des Interviews 'Auch die GRÜNEN hatten ihre Israel-Debatte' wie die Faust auf das Auge.)

Die oben genannten linken Kernanliegen stehen solchen Karrieren natürlich im Weg. Als bestes Gegenmittel und wirksamer Spaltpilz hat sich jedoch spätestens seit dem Jugoslawienkrieg die Antisemitismus-Diffamierung herausgestellt: Wenn es gelingt Antikapitalismus, -militarismus und -imperialismus in die Nähe des Antisemitismus zu rücken, dann zerlegt sich die Linke praktisch von selbst, die den Kampf gegen den Antisemitismus natürlich als einen Teil ihres Antifaschismus begreift.

An diesem Unternehmen beteiligt sich auch Holger Schmidt, der in dem Interview die Stichworte des Interviewers dankbar aufnimmt und das gesamte Diffamierungs-Programm aus Halbwahrheiten und Unwahrheiten abspult, das zu der Kampagne gehört.

Belastbare Beweise für die Verwurzelung des Antisemitismus in der Linken kann Schmidt nicht beibringen und der Interviewer fragt natürlich auch nicht nach. Schmidt behauptet diese ganz einfach, so als stünde in jedem linken Bücherregal 'Mein Kampf' gleich neben dem 'Kapital'.

Als einziger Ansatzpunkt für seine Behauptung dient ihm unvermeidlich Israel, bzw. die Kritik des linken, internationalistischen Parteiflügels an diesem Staat.
Um ihm daraus einen Strick zu drehen, setzt er auf einen ebenso alten wie effektiven Trick: Die Vermischung bzw. Gleichsetzung des israelischen Staats, des jüdischen Kollektivs sowie des Judentums: lassen sich so doch alle Angriffe auf die kolonialen, rassistischen Praktiken des jüdischen Staats einfach zu Angriffen auf das jüdische Kollektiv oder das Judentum erklären - eben als Antisemitismus.

Dass das jüdische Kollektiv oder das Judentum für die von Israel an den Palästinensern begangenen Verbrechen schwerlich die Verantwortung tragen - etwa für die Zerstörung von pal. Häusern im Jordantal - muss Schmidt nicht weiter stören. Denn die vorsätzliche Konfusion von Israel und Judentum ermöglicht es auch die schlichte Erwähnung solcher Fakten als Ausfluss von Antisemitismus - notweise unbewusstem Antisemitismus - zu erklären.

Wie nicht anders zu erwarten holt Schmidt dann zum Schlag gegen den Antikapitalismus und Antiimperialismus aus: Der Antikapitalismus sei ebenso antisemitisch - weil da "mitunter ein Zusammenhang mit Juden konstruiert" würde - wie der Antiimperialismus, weil es dort hiesse, dass die "Juden … de facto die US-Politik bestimmen [würden]". Je radikaler die Linke - so der Sprecher des Bonner Kreisverbandes der LINKEN - um so antisemitischer (!).

Den Rest des Interviews bestreitet Schmidt unter der Lenkung des Interviewers mit einer Kette aus Ergebensheitsadressen an den israelischen Staat:

Israel müsse als ein Ausdruck "Ausdruck linker … humanistischer, emanzipatorischer Räson" verstanden werden. Es sei von daher anzuerkennen, so wie auch "sein Recht, sich zu verteidigen und seine Existenz zu sichern". "Die Linke sollte keine Boykott­aktionen gegen Israel unterstützen, auch nicht die Gaza-Flottille und ebensowenig eine sogenannte Ein-Staaten-Lösung." Man müsse "alte antizionistische und antiisraelische Argumentationsmuster … überwinden und das Existenzrecht und die ­Grundsolidarität mit Israel als Teil einer aufgeklärten, linken Position begreifen."

Zusammengefasst bekennt sich der Sprecher des Bonner Kreisverbandes der LINKEN zu dem Existenzrecht eines jüdischen Ethno-Nationalismus, einem Apartheidsystem auf Basis von Käfigen und abgeriegelten Lagern, dem Recht auf ethnische Säuberung und dem auf koloniale Strafexpeditionen und Massaker an Palästinensern.

So definiert sich 2011 eine aufgeklärte, linke Position in der Bonner LINKS-Partei: das sind Positionen, die in dieser Partei auf eine ganz große Karriere hoffen lassen!

 (ts)

Ergänzende Links:
Auch die GRÜNEN hatten ihre Israel-Debatte (jungle world)
Offener Brief an Holger Schmidt (Israel - Palästina - Die Linke)

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