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26. Tag des Hungerstreiks: Firas Maraghy "nicht auf dem richtigen Weg" (Volker Beck, GRÜNE) [20.08.2010]

26. Tag des Hungerstreiks von Firas Maraghy vor der isr. Botschaft (© Saadi) In den vergangenen Tagen waren nun auch die 'großen Medien' des Printsektors so gnädig, den Fall Firas Maraghy zur Kenntnis zu nehmen. So zumindestens die Süddeutsche Zeitung - sogar auf Seite drei - und überraschenderweise auch der SPIEGEL. Auf der Radio-Seite ist dank Bettina Marx neben der Deutschen Welle nun auch der WDR zu vermelden.
Was aber nach wie vor fehlt, sind die TV-Stationen. Der RBB, der zwischenzeitlich gesehen wurde, ist wohl lieber auf Tauchstation gegangen.

Zwischenzeitlich hat sich auch der erste Politiker ausserhalb der LINKS-Partei zu Wort gemeldet, der parlamentarische Geschäftsführer der GRÜNEN, Volker Beck, der auf den offenen Brief der Internationalen Liga für Menschenrechte geantwortet hat.

Denn bei Menschenrechten konnte sich Beck wohl nicht ganz wegducken. Jedoch gilt auch für ihn, daß infolge der deutschen Staatsraison das israelische Staatsinteresse - den 'jüdischen Charakter' notweise auch durch ethnische Säuberung zu sichern - Vorfahrt vor den Menschrechten von Palästinensern hat.
Den Hungerstreik hält Beck daher "nicht für den richtigen Weg" und weigert sich konsequent zu helfen, indem er Maraghy "das Allerbeste" wünscht, die diplomatische Form der Ankündigung nichts tun zu wollen.

Immerhin darf Maraghy sich zugute halten, Beck einen "friedlichen Denkanstoss" versetzt zu haben. Denn die Weisheit, die einst für General Sheridan hinsichtlich der Indianer galt, die gilt heute abgewandelt für deutsche Parlamentarier: nur friedliche Palästinenser - die sich widerstandslos enteigenen und verteiben lassen - sind gute Palästinenser. Denn nur solche Palästinenser eignen sich als bezahlte Statisten in den immer wieder neu inszenierten Friedensgesprächen.

Nicht minder desinteressiert erscheinen allerdings auch die Palästinensische Generaldelegation, die Deutsch-Palästinensischen Gemeinden oder die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft zu sein.

Das sich - wie hier schon einmal gefordert - andere dem Hungerstreik solidarisch anschliessen, scheint bisher leider auch nicht der Fall zu sein. Dies, die vorhersehbare Apathie der Politik und der meisten Medien sowie der Umstand, daß Maraghy seinen Hungerstreik maximal noch etwa 20 Tage fortsetzen kann lässt nicht erwarten, daß die Geschichte noch eine positive Wendung - sei es auch nur für Maraghys Familie - nehmen wird.

Daß für ein derart gut vermittelbares Anliegen, mit so großer politischer Tragweite keine breitere Solidarisierung zustande gekommen ist, ist eine Schande für dieses Land.
Man will sich lieber gar nicht erst vorstellen was hierzulande passierte, wenn morgen die Bundeswehr das Parlament besetzte und die Regierung bechlösse, auf der Basis von Notstanssverordnungen zu regieren und die Verfassung ausser Kraft zu setzen.

 (ts)

Ergänzende Links:
Solidaritäts Facebook-Seite für Firas Maraghy
Petition an den deutschen Bundestag

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