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Anzeichen zunehmender Distanz zwischen US-Juden und Israel [08.12.2012]

Anzeichen zunehmender Distanz zwischen US-Juden und Israel Zum nun beginnenden Chanuka-Lichterfest wünsche ich mir … von den Führungs­persön­lichkeiten des deutschen jüdischen Main­stream. … dass ihnen in diesen Tagen ein kleines Licht aufgeht über das Verhältnis von Judentum und Nationalismus. Rolf Verleger

In einer Email an ihre Mitglieder lobten die drei Rabbiner der New Yorker Synagoge B'nai Jeshurun die Abstimmung in der Uno-Vollversammlung, durch die der Status Palästinas zu einem Nichtmitglied-Staat mit Beobachtercharakter aufgewertet wurde. Diese Abstimmung sei "ein grosser Moment für uns als Bürger der Welt"; "wir hoffen, dass der 29. November 2012 in Zukunft den Moment bezeichnen wird, der dem palästinensischen Volk ein nötiges Gefühl von Würde und Sinn brachte, der zu einem Ende von Gewalt führte und der die Zweistaatenlösung voranbrachte." heißt es in der von der Rabbinerin und den zwei Rabbinern unterzeichneten Botschaft.

Die Gemeinde Bnai (sprich "Bnej") Jeshurun - "Jeschuruns (= Israels) Kinder" - (Manhattan, 88th St., W) ist im nicht-orthodoxen konservativ-liberalen Spektrum positioniert und zieht an Festtagen Tausende von Gottesdienstbesuchern an (www.bj.org)

Nach einem ersten Bericht darüber in der New York Times und einer großen Bandbreite von Rückmeldungen (um es mal nett auszudrücken) ruderten die drei Rabbiner formal zurück, aber stehen zum Inhalt ihrer ersten mail; s. folgenden Bericht in der NY Times und den Wortlaut der differenzierten Mitteilung. Jedenfalls - wie die NY Times anmerkt, kann man diesen Brief aus einer großen und angesehenen New Yorker jüdischen Gemeinde ansehen als "indication of an increasing willingness of mainstream Jewish leaders to speak out publicly even when their opinions are at odds with the positions of the Israeli government." - ein Anzeichen einer steigenden Bereitschaft von Führungspersönlichkeiten des jüdischen US-amerikanischen Mainstream, sich öffentlich zu äußern, auch wenn ihre Meinungen im Widerspruch zu Positionen der israelischen Regierung stehen.

Zum nun beginnenden Chanuka-Lichterfest wünsche ich mir Gleiches von den Führungspersönlichkeiten des deutschen jüdischen Mainstream. Vielleicht wäre das Wunder von Chanuka, dass ihnen in diesen Tagen ein kleines Licht aufgeht über das Verhältnis von Judentum und Nationalismus.

 (ts)

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