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Politik (Archiv 2011)
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2011112400
Revolution 2.0 [24.11.2011]
Nachdem die Proteste in Bahrain von saudi-arabischen
Panzern niedergewalzt wurden,
die Proteste in Ägypten nur zu einer Rochade
zwischen dem Diktator und seinen Generälen führten
und nachdem es dem Westen in Libyen gelungen war,
die Proteste zu 'entführen' und sie zu nutzen,
um ein unzuverlässiges Regime durch ein zukünftig
willfährigeres Regime zu ersetzen - seit dem schien
es, dass die Dynamik des 'arabische Frühlings'
gebrochen und in ihr Gegenteil verkehrt worden sei.
Die neuen Proteste in Ägypten - die Wiederbesetzung des Tahrir-Platzes - zeigen jedoch, dass die bedeutendste Errungenschaft des 'Arabischen Frühlings' nicht kurzfristiger, sondern langfristiger Natur ist. Obwohl die Generäle in Kairo tausende von Protestierern vor Militärtribunale stellten, obwohl weiterhin gefoltert wird und obwohl es scheinbar gelang, die Zustimmung der Moslembrüder mit einigen Versprechungen zu erkaufen - trotz alledem sind die Volksmassen in Ägypten offenbar wieder bereit, sich den Herrschenden in den Weg zu stellen.
Das Ergebnis des 'Arabischen Frühlings' scheint so vor allem darin zu bestehen, dass die Massen die Angst vor ihren Herrschern verloren haben und bereit sind ihren Blutzoll zu entrichten, um ihnen in den Arm zu fallen.
Auch wenn der aktuelle Protest abebbt, was er natürlich wird, müssen die Herrschenden in der arabischen Welt von nun an immer wieder damit rechnen, dass sich die Massen gegen sie erheben werden.
Das ist scheinbar die eigentliche Bedeutung des 'Arabischen Frühlings', der so vielleicht doch noch das Potential hat, das Kräftegleichgewicht im Nahen Osten zu verändern und Israel zu einer Aufgabe der Besatzung zu zwingen.
(ts)
Ergänzende Links:
Down with the military council (ac)
Targeting the eyes of the activists (ac)
Prominent Israeli official calls for military preparations to re-enter Sinai (aa)