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Irritationen anlässlich des Gefangenenaustauschs zwischen der HAMAS und Israel [14.10.2011]

Irritationen anlässlich des Gefangenenaustauschs zwischen der HAMAS und Israel Der zwischen der HAMAS-Führung in Gaza und der israelischen Führung ausgehandelte Gefangenenaustausch - bei dem der israelische Kriegsgefangene Gilad Shalit gegen 1027 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden soll - ist auch auf palästinensischer Seite nicht auf uneingeschränkte Begeisterung gestossen.

Der Grund dafür liegt nicht nur darin, dass bekannte pal. Führungsfiguren wie der Fatah-Führer Marwan Al-Barghouti oder Generalsekretär der PFLP, Ahmed Saadat, nicht zu den Freigelassenen gehören werden, ganz abgesehen von inhaftierten HAMAS-Spitzenleuten.

Von den 1027 Gefangenen wurden in Verhandlungen mit Israel nur 450 namentlich benannt, die in der ersten Phase freikommen sollen. Die Namen der restlichen 577 Gefangenen werden von Israel bestimmt, was auch immer das genau bedeutet.

Dazu kommt, dass wenigstens 40 Gefangene deportiert werden sollen. Ein Vorgang, zu dem Shawan Jabarin (Al Haq) laut Al-Jareera erklärte:

Generell versuchen die Isralis mit gewöhnlichen Gefangenen einen Deal zu machen, um sie dazu zu bewegen das Land zu verlassen.
[Die isrealische] Philosophie dahinter ist, dass wenn du ausser Landes lebst, du nicht zurückommen und deine Familie mit dir nehmen wirst.

Vertraut man dem bekannten Blogger Angry Arab, so sind nicht nur 40, sondern insgesamt 200 Gefangene von einer Deportation betroffen: 160 sollen nicht in die Westbank zurückkehren dürfen, sondern nach Gaza abgeschoben werden. Dazu kommen abgestufte Reisefreiheitsbeschränkungen, die mehr wie 100 weitere Freigelasssene betreffen sollen.

Nicht zu vergessen ist bei aller Euphorie, dass immer noch rund 6000 Palästinenser inhaftiert sind: darunter über dreihundert Minderjährige, zweihunderfünfzig Administrativhäftlinge und fünfzehn gewählte Abgeordnete. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Deal nicht die allergeringste Konsequenz für den Fortbestand des israelischen Unrechts-Justizsystems hat, das seit 1967 über 650.000 Palästinenser in seine Gefängnisse gesteckt hat.

 (ts)

Ergänzende Links:
Prisoners' dilemma: Swap stirs controversy (aljazeera)
The story of the watermelon and the forty prisoners von Ameer Makhoul (ei)
The prisoners are the living martyrs von Shahd Abusalama, Gaza (ei)

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