Institut für Palästinakunde
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Rassismus und Komik [23.10.2007]

In einer Rubrik namens „Stimmt das?” versucht die Jerusalemer Nachrichtenagentur „Israel heute” Antworten auf Fragen zu geben, die sie selbst für wichtig hält. Die Antworten schwanken dabei von offenem Rassismus über historische Unwahrheiten bis hin zu ungewollter Komik.
„Israel heute” wurde 1978 als Nachrichtenblatt in deutscher Sprache gegründet, das „lokale Nachrichten aus biblischer und objektiver Perspektive bringt” .

Mit der Kommentarseite „Stimmt das?” begibt sie sich in ein argumentatives Abseits, über dessen historische Wurzeln man sicherlich streiten könnte. Ob dies allerdings biblische oder objektive Perspektiven sind, wagen wir zu bezweifeln. Einige Beispiele:

Jeder Palästinenser ist ein potentieller Mörder: „Ja, die Juden haben aus dem Holocaust gelernt, nämlich sich nicht wieder abschlachten zu lassen, denn nichts anderes haben die militanten Hamas- und Fatah-Palästinenser vor, unterstützt vom Iran, der Israel von der Landkarte vertilgen will.” (in: Die Israelis meinen, sie seien unfehlbar und weisen jede gutgemeinte Kritik )

Bei der Charakterisierung der Palästinenser schreckt man vor Tieranalogien nicht zurück: „Die Hamas-Anhänger kann man mit einem scharf gemachten Rottweiler vergleichen; die Fatah-Palästinenser mit einer giftigen Viper.” (in: Warum unterstützt Israel nicht stärker Mahmud Abbas und dessen israelfreundliche Fatah-Palästinenser? )

Überhaupt gibt es eigentlich keine Palästinenser, denn die Palästinensergebiete sind biblisches „Kernland” und Angst vor der Atommacht Israel ist unbegründet: „Die Araber scheinen sich vor Schatten zu fürchten, denn Israel ist inklusive des biblischen Kernlandes Judäa und Samaria (so genanntes Westjordanland) plus Gazastreifen und Golanhöhen nur knapp so groß wie das Bundesland Brandenburg oder zwei Drittel so groß wie die Schweiz oder ein Drittel so groß wie Österreich.” (in: Man sagt, Israels Bevölkerung breitet sich in Palästina überproportional aus. )

Für die arabischen Vertriebenen sind andere verantwortlich: „Der Judenstaat hat seit 1948 drei Millionen jüdische Flüchtlinge aus über 140 Ländern aufgenommen und integriert. Dasselbe hätten die arabischen Staaten mit ihren palästinensischen Glaubensbrüdern auch tun können, denn Platz dafür hätten sie genug.” (in: Man sagt, Israels Bevölkerung breitet sich in Palästina überproportional aus. )

Israels Armee hat den falschen Feind und übt Gehirnwäsche aus: „Jahrelang wurden israelische Soldaten gedrillt, wie man am besten die 8000 jüdischen Siedler aus Gusch Kativ, aus der israelischen Enklave des Gazastreifens, vertreiben kann. Dafür gab Israels Regierung unter Ariel Scharon Millionen aus - und nicht nur das, für die Soldaten war das mehr eine psychische Belastung als eine physische, so dass man Gehirnwäsche einsetzte, um sie für den Kampf gegen ihre Volksgenossen zu motivieren. Man hätte besser die Soldaten ausbilden sollen, wie man siegreich einen Guerilla-Krieg gegen Hamas- und Hisbollah-Terroristen führt.” (in: Warum hat Israel im Libanon versagt? )

Und ein Beispiel für die unfreiwillige Komik: „Ariel Scharons letzte Amtshandlung war eine Notiz, dass er als nächsten Schritt 88-92 % der so genannten Westbank Judäa und Samaria räumen lassen will. Danach fiel er ins Koma.” (in: Warum hat Israel im Libanon versagt? )

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