Institut für Palästinakunde - IPK - |
Start
/
Politik (Archiv 2007)
/
2007102201
Geister in Gaza [22.10.2007]
Von den 54.000 Palästinensern, die von 1993 annach Gaza und in die West Bank zurückkehrten,
haben viele bis heute keine Ausweise, weil Israel sie ihnen verweigert.
Seit kurzem finden in Gaza wöchentlich Protestkundgebungen statt,
in denen diese Menschen Ausweise fordern, die sie nicht nur zum Reisen,
sondern auch bei Geschäften des Alltags, wie der Eröffnung
eines Bankkontos oder der Ausstellung eines Führerscheins benötigen.
In einem „Reuters”-Artikel vom vergangenen Freitag
berichtet Nidal al-Mughrabi über diese unhaltbaren Zustände.
Nach dem Friedensabkommen von 1993 hätte Israel allen
Palästinensern Ausweise ausstellen müssen. Auch wenn noch
Anfang Oktober 3500 Palästinenser in der West Bank die ihnen
zustehenden Papiere erhielten, so ist dies wohl eher als Stärkung
von Präsident Mahmoud Abbas gegenüber der Hamas zu verstehen,
als als Einsicht in die Rechte der Palästinenser. Es gibt
jedenfalls keine Anzeichen dafür, dass weitere Palästinenser
ihre Papiere erhalten, erst recht nicht Bewohner von Gaza.
Al-Mughrabi berichtet von dem 25-jährigem Palästinenser
Mahmoud Jnaid, der Anfang des Monats in Jabalya im Gaza-Streifen von
Passanten überwältigt wurde, als er sich selbst mit Benzin
übergoss, um sich zu verbrennen.
Jnaid wurde 1982 in einer palästinensischen
Flüchtlingsfamilie in Jordanien geboren. 1995 kam er nach Gaza.
Ausweispapiere hat er bis heute nicht - Rückkehrer sind von
Israel nicht erwünscht. Der arbeitslose Zimmermann fühlt sich
wie ein Geist.
„Nicht nur wie ein Geist, mich gibt es gar nicht. Überall, wo ich
hingehe, werde ich nach meinem Ausweis gefragt und ich habe keinen.”
Jnaids Bruder wurde während eines Protestes gegen israelische
Soldaten in Gaza getötet. Auch Jnaids Bruder hatte bis dahin
keinen Ausweis. Er erhielt ihn zwei Wochen nach seinem Tod.