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Politik (Archiv 2007)
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2007101602
Selbst Blair bestürzt [16.10.2007]
Der britische Ex-Premier Tony Blair zeigte sich bei seinem Besuch in
Hebron und der West Bank über die angetroffenen Zustände
schockiert. Sein Ausflug in das in der West Bank liegende Jordan Tal
machte ihn fassungslos, wo Palästinenser Grundwasserbrunnen nur
ein Drittel so tief graben dürfen wie die das Land okkupierenden
Israelis, wo die reichen jüdischen landwirtschaftlichen Siedlungen
die natürlichen Ressourcen auf Kosten eingeschlossener
palästinensischer Bauern ausbeuten.
Blair war zur Vorbereitung der Konferenz von Annapolis in
Palästina und beschäftigte sich diesmal mit den
ökonomischen Bedingungen. Sein Versuch,
Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas etwas in die Hand zu
geben, steht auf unsicherem Boden. Denn was soll Abbas zugestehen und
was soll er dafür bekommen, was den Palästinensern nicht
eigentlich sowieso schon zusteht?
So ist z. B. ein Landtausch in der Debatte, der die Existenz der
großen jüdischen Siedlungen in der West Bank sichern soll.
Doch diese Siedlungen sind nach internationalem Recht illegal und sie
können nicht im nachhinein dadurch legalisiert werden, dass man
den Palästinensern im Austausch etwas anbietet, das ihnen -
wie z. B. die Zustimmung Israels, Ost-Jerusalem zur Hauptstadt eines
künftigen Palästinenserstaates zu machen - nach
internationalem Recht wiederum zusteht.
Privat soll Blair schon zugegeben haben, dass die unaufhörlich
anhaltende Ausdehnung der jüdischen Siedlungen in der West Bank
schon bald einen Palästinenserstaat unmöglich machen. Zudem
ist die Hamas von allen Verhandlungen ausgeschlossen und man kann kaum
erwarten, dass sie etwaigen Beschlüssen von Annapolis nachkommt.
Der Sinn und der Nutzen der von Bush initiierten Konferenz ist mehr als fraglich.