Institut für Palästinakunde
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Start / Politik (Archiv 2007) / 2007100301

Erzbischof Desmond Tutu ausgeladen [3.10.2007]

Eine Friedensgruppe an der St. Thomas University in St. Paul, Minnesota wurde von der Universitätsleitung veranlasst, eine Einladung an Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu rückgängig zu machen. Der Präsident der Universität, Vater Dennis Dease, entschied sich nach Gesprächen mit dem lokalen jüdischen Rat und Rabbinern gegen Tutus Auftritt. Begleitet wird die Absage an Tutu mit der Abberufung der Professorin Cris Toffolo, die den Lehrstuhl für Studien über Gerechtigkeit und Frieden innehatte. Zwar darf sie weiter lehren, doch der Vorsitz wurde ihr entzogen.
Tutu sollte im Frühjahr 2008 einen Vortrag am Lehrstuhl für Studien über Gerechtigkeit und Frieden halten. Doch Doug Thomas, Vize-Präsident der Universität führt aus: „Wir hatten einige Dinge gehört, die er [Tutu] gesagt hat und die von einigen Leuten als antisemitisch und gegen die Politik Israels gerichtet eingeschätzt werden Wir behaupten nicht, dass er ein Antisemit ist. Aber er hat den Staat von Israel mit Hitler verglichen und unser Gefühl sagt uns, dass Gleichsetzungen wie diese für einige Mitglieder der Jüdischen Gemeinde sehr schmerzhaft sind.”

Professorin Toffolo, die Tutu in einem Brief über die Absage informierte, warnte ihn zugleich vor einer beginnenden Diffamierungskampagne gegen seine Person. Die Universitätsleitung, die von dem Brief erfuhr, setzte Toffolo daraufhin als Leiterin des „Gerechtigkeit und Frieden”-Programms ab.

Die kritisierten Aussagen Tutus stammen aus einer Rede („Occupation is Opression”), die er bereits im April 2002 in Boston gehalten hat. Wörtlich führte Tutu darin aus: „Die Leute in diesem Land [den USA] haben Angst zu sagen, falsch ist falsch, weil die jüdische Lobby so mächtig ist - sehr mächtig. Na und? Dies ist Gottes Welt. ... Wir leben in einem moralischen Universum. Das Apartheidsregime [in Südafrika] war sehr mächtig, aber heute existiert es nicht mehr. Hitler, Mussolini, Stalin, Pinochet, Milosovic, und Idi Amin waren alle mächtig, aber zum Schluss wurden sie abgeschmettert.”

In der gleichen Rede fragt Tutu: „Warum sind unsere Erinnerungen so kurz? Haben unsere jüdischen Brüder und Schwestern ihre Erniedrigung vergessen? Haben sie die kollektiven Bestrafungen, die Hauszerstörungen, in ihrer eigenen Vergangenheit so schnell vergessen?” Auch die Gleichsetzung von Israelkritik mit Antisemitismus sprach er in dieser Rede an: „Aber sie wissen genau so gut wie ich, dass die israelische Regierung irgendwie auf einem Denkmalssockel steht. Es zu kritisieren heißt, sofort als Antisemit bezeichnet zu werden, ganz so als ob die Palästinenser keine Semiten wären.”

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