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Politik (Archiv 2007)
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2007100101
Kinder in Abfallbergen [1.10.2007]
Wer kennt nicht die erschreckenden Bilder aus den ärmsten Ländern
der Dritten Welt. Menschen wühlen in Müllkippen, um in den
Abfällen genug zu finden, das für ihren Lebensunterhalt
reicht. Diese Bilder erreichen uns inzwischen auch aus Palästina.
Der rapide Anstieg der Armut in Gaza und der West Bank zwingt
inzwischen Dutzende von Menschen, unter ihnen Kinder, den Müll
nach wieder verwertbaren Materialien zu durchforsten. In einer
Reportage der „Integrated Regional Information
Networks-(IRIN)”, einer Abteilung des „UN Office for the
Coordination of Humanitarian Affairs”, von einer Müllkippe
in der Nähe der Stadt Al-Bireh werden die trostlosen Zustände
geschildert.
Hier arbeiten um die 40 Menschen, 20 von ihnen sind Kinder. Die Kinder
können weder lesen noch schreiben, einige haben noch nie eine
Schule besucht. Die Begründungen der Kinder, warum sie nicht zur
Schule gehen, sind identisch mit denen in vergleichbaren Situationen z.
B. in Lateinamerika:
„Mein
Vater ist krank. Ich habe eine große Familie und jemand muss ihn
unterstützen. Ich habe nach einem Jahr die Schule verlassen, um
hier zu arbeiten.”
Die Psagot Müllkippe ist nach einer nahen israelischen Siedlung in
der Umgebung von Ramallah benannt. Die Deponie wird hauptsächlich
von israelischen Laster angefahren, die den Abfall der Siedlungen oder
von Städten innerhalb Israels bringen. Als man eine verschlossene
Olivendose findet, wird sie sofort geöffnet und die gleichen
Hände, die noch eben im Müll gruben, führen jetzt die
Früchte in den Mund. Es ist wohl überflüssig zu
ewähnen, dass das Verfallsdatum der Konserve schon lange abgelaufen war.
Um Abhilfe zu schaffen, sind der Palästinensischen
Autonomiebehörde in vielen Fällen die Hände gebunden.
Viele der Müllkippen liegen im „Area C”, den Teilen
der Besetzten Gebiete, die unter Kontrolle der israelischen
Sicherheitsbehörden stehen. Aber es fehlt auch generell an einem
Plan der palästinensischen Behörden, wie dem Analphabetismus
und den gesundheitlichen Schäden der und den Gefahren für die
Kinder in den Abfallbergen beizukommen ist.