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2011012900
Israel, Mubaraks bester Freund - Warum Israel nur in einem Meer arabischer Diktaturen existieren kann [29.01.2011]
Die Ereignisse in Tunesien und nun in Ägypten - haben schlagartig
die Erinnerung daran geweckt, dass die Palästinenser - schwach,
hilflos und von der 'internationalen Staatengemeinschaft' im Stich
gelassen - Israels geringstes Problem sind.
(Machtpolitisch sind die Palästinenser unbedeutend, wie Jeff Halper
erst kürzlich in Bonn feststellte, weshalb Verhandlungen mit
der Pseudoregierung in Ramallah sinnlos und für die Palästinenser
schädlich sind.)
Das Grundproblem liegt darin, dass sich Israel als ein
'jüdischer Staat' definiert - wodurch es zwangsläufig ein
antiarabischer, antimuslimischer / antichristlicher Staat ist.
Dies und die Tatsache, dass Israel in einem Meer
arabisch-muslimischer Staaten liegt bedeutet, dass es zwischen
Israel und seinen Nachbarn nur dann gute Beziehungen geben kann,
wenn diese Staaten keine Demokratien sind.
Demokratische arabische Staaten könnten schliesslich schwerlich
normale Beziehungen mit einem Nachbarn aufrecht erhalten, dessen
ganze Geschichte und Zukunft darin besteht, die nichtjüdischen
Araber in seinem Herrschaftsgebiet ins Meer oder die Wüste zu treiben.
Israel wird also alles daran setzen, dass sein Protektor - die USA,
deren Nahostpolitik offensichlich israelischen Interessen
untergeordnet ist - seine gesamte Macht in die Waagschale wirft,
um den Bruch der Ordnung möglichst gering zu halten, und die
alten Diktatoren durch neue zu ersetzten.
Für die Befreiung der Araber aus den Klauen ihrer Diktatoren und
die der Palästinenser aus den Klauen der Besatzer bedeutet das, dass
der Bruch zu den alten Machthabern möglichst groß sein sollte.
Je geringer der Bruch - so wie in Tunesien, wo das eng mit den
USA verbundene Militär das Volk gewähren und den Diktator ausreisen
liess - umso wahrscheinlicher wird die neue Führung gegen die
Interessen des eigenen Volks regieren - und sich den Drohungen und
Erpressungen der USA und Israels unterwerfen.
Je grösser der Bruch - je länger sich der Diktator an die Macht
klammert, während das Volk auf den Strassen gegen ihn demonstriert,
und die Sicherheitskräfte die Demonstranten verletzen oder töten -
umso mehr wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die nachfolgende
Führung mit der alten Politik bricht.
Dass ein demokratisches Ägypten sich wie gehabt an der Blockade Gazas beteiligt - und dem israelischen sozio-ökonomischen Krieg Israels gegen die Palästinenser teilnahmslos zusieht, das ist wenig wahrscheinlich.
Hoffen wir also, dass es in Ägypten zu einer tiefer gehenden Umwälzung kommt - zur Befreiung der Agypter und zur späteren Befreiung der Palästinenser.
Für Israel kann man nur hoffen, dass sich rechtzeitig die Kräfte sammeln die erkennen, dass ein 'jüdischer Staat' im Nahen Osten keine langfristige Perpektive hat. Dass nach aller Wahrscheinlichkeit nur die Einstaatenlösung dazu führen kann, dass es auch im 22. Jahrhundert noch eine jüdische Präsenz in Palästina geben wird.
(ts)