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Ahed Tamimi zu acht Monaten Haft verurteilt - Mordversuch an Mohammad Tamimi bleibt ungeahndet [22.03.2018]
Die 17-jährige Ahed Tamimi aus Nabi Saleh, die im Dezember letzten Jahres verhaftet wurde, nachdem sie einen israelischen Soldaten geohrfeigt hatte, liess sich am vergangenen Donnerstag vor einem israelischen Militärgericht auf ein 'plea bargaining' ein - und wurde danach zu einer Haftsstrafe von acht Monaten verurteilt.
Ein 'plea bargaining' ist ein Handel des Angeklagten mit der Staatsanwaltschaft, bei dem
der Angeklagte ein Teilgeständnis ablegt - und der Staatsanwalt im Gegenzug einen Teil
der Anklagepunkte fallen lässt.
Ahed Tamimi musste sich auf diesen Handel einlassen, da sie anderenfalls befürchten musste
für eine unabsehbar lange Zeit festgehalten zu werden.
Gemessen an den kafkaesken Masstäben des israelischen "Rechtssystems" ist das ein mildes
Urteil - was als ein Erfolg der internationalen Kampagne
für die Freilassung Ahed Tamimis gewertet werden muss.
Was bei der Berichterstattung rund um Ahed Tamimi untergegangen ist, ist der wirkliche Skandal: die Tatsache, dass der israelische Schuldige für den Mordversuch an ihrem Cousin - Mohammad Tamimi - der israelische Soldat, der dem 15-jährigen in den Kopf schoss, bis heute frei herumläuft und weder befürchten muss, vor ein Gericht gestellt zu werden, noch dass sich die westlichen Medien für seinen Fall interessieren werden.
Für westliche Medien ist das Leben eines palästinensischen Kindes jedoch ohne Wert. Ein Mord an einem palästinensischem Kind ist einfach banal und vermag keinen Redakteur eines westlichen Qualitätsmediums hinter seinem Ofen hervorzulocken.
Ganz anders dagegen die Wange eines israelischen Elite-Soldaten, die von der Hand einer Palästinenserin getroffen wird. Das ist natürlich ein Skandal, darüber wird berichtet. Das aber selbstverständlich mit dem Ziel, das von der Attentäterin in's Wanken gebrachte, israelische Opfer-Narrativ wieder zu befestigen und die aufsässige Palästinenserin in ihre Schranken zu weisen.
(ts)