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Kultur (Archiv 2013)
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Kurzrezension: 'The Gatekeepers' (dt. 'Töte zuerst') [05.03.2013]
Der gestern bei 'arte' gezeigte und heute in der ARD um 22:45 Uhr zu sehende
Film 'The Gatekeepers' ist trotz vieler Schwächen ein sehenswerter Film.
In 'The Gatekeepers' überlässt der israelische Regisseur Dror Moreh
sechs ehemaligen Chefs des israelischen Inlandsgeheimdienstes (Shin Bet) das Wort, welche die Gelegenheit nutzen, um ihre Sicht der Dinge zu
präsentieren.
Selbstverständlich sind die Palästinenser in den Augen der Geheimdienstchefs
vor allem eins: Terroristen; ein Sicherheitsrisiko, das es durch den Einsatz
von Kollaborateuren, Gefängnissen, Folter und Mordanschlägen einzudämmen gilt.
Ein 'Problem', das - so der Regisseur - nicht etwa 1948 mit der nakba,
sondern erst mit der Eroberung der Westbank und Gazas im Jahr 1967 begann.
Ebenso selbstverständlich portraitiert der israelische Regisseur seine Protagonisten - kaltblütige Funktionäre eines rassistischen Raub- und Vertreibungssystems, die vor Gericht gestellt werden müssten - nicht etwa als Monster, sondern als besorgte Patrioten mit durchaus sympathischen Zügen.
Obwohl Moreh es nicht wie der Regisseur von The law in these parts darauf anlegt, seine Interviewpartner systematisch in die Enge zu treiben, finden sich die bemerkenswertesten Äusserungen der Interviewten auch hier am Ende des Films.
Das vernichtendste Urteil - das natürlich in allen Pressetexten fehlt -
fällt am Ende ausgerechnet Avraham Shalom, der 1984 die Ermordung von zwei
bereits festgenommenen 'Terroristen' befahl (Kav-300 Affäre).
Die israelische Besatzung der Westbank - so der 1930 in Wien geborene
Shalom - gleiche der Besatzung der Nachbarländer Deutschlands durch die
Wehrmacht (wobei die Behandlung der Juden natürlich ohne Paralellen sei).
Das Shalom sich und seine Kollegen mit dieser Feststellung jeweder Legtimität beraubt, scheint dabei weder ihm noch dem Regisseur aufgefallen zu sein.
(ts)