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Kultur (Archiv 2010)
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2010091200
Nachlese: Filmabend mit Regisseur Mohammed Alatar in Bonn -
'Now I know, why we are in the Westbank.' (isr. Soldat in Yad Vashem) [12.09.2010]
Am Abend des 8. Septembers fanden sich c.a. 70 Zuschauer im Saal des maximal 100
Personen fassenden 'Dietrich Bonhoeffer Hauses' der Evangelischen Studierendengemeinde
in Bonn ein, um im Beisein von Regisseur Mohammed Alatar dessen neuesten Dokumentarfilm
'Jerusalem' zu sehen (von dem Film 'Die eiserne Mauer' konnten aus Zeitgründen nur die
ersten Minuten gezeigt werden).
In 'Jerusalem' zeigt Alatar exemplarisch in ebenso bedrückender wie auch
beeindruckender Form das Instrumentarium, mit dem die israelischen Besatzer
den Palästinensern das Leben zur Hölle machen; dabei niemals das Ziel aus
den Augen verlierend, sich ihrer entledigen zu wollen.
Alatar lässt nichts aus: nicht die Enteignungen, nicht die phys. Ausgrenzung
durch die Mauer, nicht die Zerstörung von Hausern, nicht die Verweigerung von
Pässen oder dem Niederlassungrecht und nicht das Treiben der Siedler.
Das höchste Lob - so Alatar - erhielt er von dem israelischen Botschafter in den USA, der den Film sah und zu ihm meinte - 'You're a dangerous man!'. Mit der üblichen Propaganda - so der Botschafter - werde man fertig. 'Jerusalem' aber sei anders.
So bemerkenswert wie der Film waren auch die Statements, die Alatar während
der sich anschliessenden Diskussion machte.
Kritik äusserte er an den Europäern, deren 'Hilfe' dazu geführt habe,
das Palästina der 'Staat' mit der höchsten Rate von Polizisten pro Kopf
der Bevölkerung auf der ganzen Welt sei. Die Europäer hätten den Palästinensern
nur neue Polizisten und Gefängnisneubauten gebracht. Sei das - fragte
Alatar - ein pal. Polizeistaat - der Staat, den die Europäer
den Palästinensern bringen wollten?
Die Israelis beschrieb er als ängstlich und 'intoxicated', vergiftet von
der eigenen Propaganda, gefangen in einem sinnlosen Krieg. Obwohl sie -
die Israelis - allein die Waffen trügen, würden sie sich doch immer
noch für die Opfer der ohnmächtigen Palästinenser halten.
Bei einem Besuch von Yad Vashem sei ihm dazu ein Soldat aufgefallen, der auffällig lange vor einer Galerie mit Bildern der Opfer in den KZs verharrt habe. Diesen Soldaten habe er - Alatar, der sich dazu als Inder ausgab - gefragt, was er bei der Betrachtung dieser Bilder denke. 'Now I know, why we are in the Westbank.' - habe ihm der Soldat geantwortet.
(ts)