Institut für Palästinakunde
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München: Kampagnen-Journalist Benjamin Weinthal contra 'Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe' [06.11.2015]

Veranstaltung der 'Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe' Der bekannte Kampagnen-Journalist Benjamin Weinthal und die 'Jerusalem Post' haben es diesmal auf eine Veranstaltung der 'Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe' in München abgesehen. Das Ziel der Einschüchterungskampagne ist der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

Offener Brief an den Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD):


An den Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter

Sehr gehrter Herr Reiter,

wie wir unlängst erfuhren sind Sie in das Visier der Jerusalem Post, bzw. in das von Herrn Benjamin Weinthal geraten. Herr Weinthal ist uns seit Jahren dafür bekannt, Amtsträger und Leiter von öffentlichen oder privaten Institutionen oder Organisationen mit der Anschuldigung des Antisemi­tismus - oder dessen Begünstigung - einzuschüchtern; um Veranstaltungen zu be- oder zu ver­hindern, die dem Image Israels als 'Einziger Demokratie des Nahen Ostens' schaden könnten.

In dem Sie betreffenden Fall geht es um eine Veranstaltung der „Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München" mit dem Titel „Hintergründe zur Entwicklung und Wirkung der weltweiten und gewaltlosen BDS-Kampagne (Boykott Deinvestment, Sanktionen) gegen die israelische Besatzung“ im Münchener Gasteig.

Als Kronzeugin für die Antisemitismus-Anschuldigung dient Charlotte Kobloch, welche die Kritik an dem Umgang Israels mit den Palästinensern als Antisemitismus zu diffamieren sucht, indem sie den fundamentalen Unterschied zwischen 'Jüdischem Staat' und Judentum leugnet.
Die weit verbreitete Ablehnung Israels in der deutschen Gesellschaft ist jedoch nicht - wie von Charlotte Knobloch behauptet - deren hohen 'Grad an Antisemitismus' geschuldet – oder etwa den Vertretern der BDS-Kampagne -, sondern den Bildern israelischer Massaker im Libanon und in Gaza.

Die BDS-Kampagne richtet sich tatsächlich nicht gegen Juden, sondern gegen den Staat, der das Judentum für sich vereinnahmt und dazu eine bis heute andauernde Katastrophe über die Palästinenser gebracht hat, was dessen Vertreter und Lobbyisten bis heute leugnen oder zu rechtfertigen versuchen.
D.h., BDS richtet sich nicht gegen individuelle Juden in Deutschland oder in Israel – weshalb sich auch Juden an BDS beteiligen – sondern gegen Organisationen und Institutionen jedweder Art, die Israel auf die ein oder andere Art und Weise bei der Unterdrückung, Entrechtung und Vertreibung der Palästinenser unterstützen.
Die BDS-Kampagne steht auch nicht – wie oft behauptet wird – in der Tradition des NS-Boykotts gegen deutsche Juden zu Anfang der 30'er Jahre. Denn das Ziel der BDS-Kampagne besteht nicht darin Juden zu ruinieren und dazu zu zwingen das Land zu verlassen – so wie Israel es umgekehrt mit den Palästinensern versucht -, sondern darin den 'Jüdischen Staat' zu einer Selbst­verständ­lich­keit zu bewegen: die individuellen und die politischen Rechte - die Menschen- und die Bürgerrechte - der Palästinenser zu respektieren.

Von daher würden wir es begrüssen, wenn Sie sich von den Skandalisierungs-Versuchen Weinthals nicht beeindrucken liessen.

Mit freundlichen Grüßen
Vorstand IPK e.V.

 (ts)

Ergänzende Links:
Presseerklärung zum Vortrag von Christopher Ben Kushka (jpdg)

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