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2011090200
"Israel Education 'Blitz'" - Bremer Schulbehörde gestattet
Indoktrination von Schülern durch deutsche Israel-Lobby-Organisation? [02.09.2011]
Spätestens eine EU-Umfrage aus dem Jahr 2003 - bei der 60% der Befragten angaben, dass sie Israel für die grösste Bedrohung des Weltfriedens hielten - dürfte den Lenkern Israels klar gemacht haben, dass Israel ein Image-Problem hat. Ein Image das sich durch die Bombardierung des Libanons, 2006, das Blutbad in Gaza, 2008/9, und die mörderische Kommandoaktion auf der Mavi Marmara, 2010, sicher nicht verbessert hat.
Nachdem im September in der UN, anlässlich des Antrags Palästina als Staat
anerkennen, mit einem weiteren PR-Desaster zu rechnen ist haben sich
verschiedene israelische Institutionen zusammengetan, um einen
Education 'Blitz' zu starten.
Einen solchen "Education 'Bitz'" plant nach allem Anschein auch eine bekannte deutsche Israel-Lobby-Organisation, die 'Deutsch-Israelische Gesellschaft', zumindestens in Bremen.
Sie verfüge - erklärt die DIG in einem Anschreiben an Bremer Schulen - über geeignete Referenten und Referentinnen, die bereit seien in die Schulen und Klassen zu gehen, um den Schülern und Schülerinnen das von der DIG vertretene Weltbild Israels und Palästinas nahe zu bringen.
Angeboten werden in dem Anschreiben Vorträge mit Titeln wie „Die Geschichte Israels von Abraham bis heute” (der klassische Topos, um den Palästinensern das Heimatrecht abzusprechen), „Die Gründung Israels - Zionismus und Staatswerdung” sowie „Gesprächsrunde(n) zum Thema "Antisemitismus" im Zusammenhang mit Israel”. Als Adressaten nennt die DIG dabei nicht etwa nur Schüler der Oberstufe, sondern auch Fünft- oder Sechstklässsler.
Kommentar
Es ist ein Skandal, dass es einer einschlägig bekannten Lobby-Organisation
gestattet werden soll den schulischen Raum zu nutzen - und so bei den
Schülern den Eindruck zu erwecken, dass die von ihr dargebotenen Informationen
wohl abgewogener und unstrittiger Natur seien.
Dazu kommt, dass Schüler - insbesondere Fünft- oder Sechstklässsler - nicht
über das Hintergrundwissen verfügen können, um die von der DIG dargebotenen
Informationen angemessen einzuordnen.
Es ist natürlich zu begrüßen, wenn sich Schulen darum bemühen ihre Schüler über die Situation in Palästina bzw. Israel aufzuklären. Grundlage aller Aufklärung ist jedoch die Pluralität, dass bei der Auswahl der Informationsquellen auf Vielfalt geachtet wird.
Sollte es der DIG in Bremen tatsächlich gestattet werden in Schulen über Palästina/Israel zu informieren, dann müssen die Behörden es auch palästinensischen bzw. Palästinensern nahestehenden Organisationen erlauben, ihre Sicht der Dinge zu präsentieren.
Sollte sich die Schulbehörde darauf nicht einlassen, so schliessen wir uns diesem Protestbrief an den Oberbürgermeister und die Schulsenatorin Bremens an und bitten Sie dasselbe zu tun. Kopien dieses Anschreibens senden Sie am besten an den Vorsitzenden der DIG in Bremen, Hermann Kuhn.
(ts)
Ergänzende Links:
Offener Brief an den Bremer Oberbürgermeister und die Schulsenatorin