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2010111300
Alfred Grosser, die 'Arschgeigen' und der Rückfall in die Barbarei - Nachlese zu Alfred Grossers Rede zum 72. Jahrestag der Novemberprogome [13.11.2010]
Die Rede Grossers vor der Paulskirche führte bekanntlich nicht zu dem Eklat,
mit dem Vertreter des ZdJ gedroht hatten, falls dieser 'ausfällig' werde.
In der Tat bot die stark von seiner Biographie beeinflusste Rede - die Sie
hier
nachlesen können - keinen Anlass für einen derartigen Aufstand.
Rein im Palästinakontext gesehen ist die Rede dabei durchaus zu kritisieren:
siehe Grossers positiven Bezug auf Ben Gurion - einen der Architekten der nakba -,
siehe seine Behauptung, daß Israel zur westlichen Welt gehöre. (Wohl bezogen
auf den Westen der Sonntagsreden. Nicht den realen, dessen Aussen-
und Innenpolitik sich immer weniger von der Israels unterscheidet.)
In der Sektenwelt der Anbeter der israelischen Staatsraison wird Grossers Auftritt jedoch geradezu als nakba betrachtet. Für sie kommt schon allein der Umstand, daß das Leiden der Palästinenser erwähnt wird einer Gotteslästerung gleich:
„Ab sofort ist es in Ordnung am 9. November und zu allen anderen Holocaust Gedenktagen über das "Leid der Palästinenser" zu sprechen. Grosser hat einen Durchbruch geschafft etwas salonfähig zu machen, was bislang ein absolutes Tabu war - und was auch ein Tabu hätte bleiben müssen.”
Man beachte die Verwendung des Begriffs 'Tabu' - mit dem der Holocaust und
alle davon berührten Bereiche der Ratio entzogen werden sollen - sowie
das Leiden der Palästinenser, das natürlich nur in Anführungszeichen
auftreten darf.
Ebenso 'normal' ist, daß diese Damen und Herren bei der Erwähnung
der Leiden der Palästinenser an einem Tag, an dem der deutschen Verbrechen
an den Juden gedacht werden soll, völlig ausser sich geraten. Und das
ohne jemals davor zurückzuschrecken, dieses Verbrechen (!) als
Rechtfertigung für das den Palästinensern zugefügte Leid zu benutzen.
Den Vogel an Paranoia schießt allerdings einer der selbsternannten Propheten dieser Staatsanbeter ab, der seine scheinbar allzu lauen Schäfchen mit einer dunklen Prophezeiung zu erschrecken sucht:
„
…ich will mit euch Arschgeigen nix mehr zu tun haben.
…
Ab gestern ist es legitim am 9. november über die Opfer der
Juden zu sprechen statt über die jüdischen Opfer der nazis.
Dafür habt ihr mit euerer Anwesenheit gesorgt. So wie der oberschlaue
herr Kramer dafür gesorgt hat, dass Islamophobie in einem Atemzug
mit Antisemitismus genannt wird, und wie tante Charly dafür gesorgt hat,
das Benz einen koscheren Abgang bekommt, …
Ihr werdet den Preis dafür bezahlen, eines Tages …”
Welcher Preis ist hier gemeint? Droht uns und dem ZdJ nun der Rückfall in die Barbarei?
(ts)
Quellen:
Ansprache zum Gedenken an die Reichspogromnacht
Paulskirche zu Frankfurt am Main von A. Grosser
Die Schande des 9.11 in Frankfurt (Die Jüdische)