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2010052001
Deutsche Hüter der israelischen Staatsraison auf der Kölner Domplatte angekommen:
“… diesen Spinner … ordentlich durchzuprügeln und den Stuß … abzufackeln” [20.05.2010]
Kannte man randalierende und plündernde 'Siedler' bisher nur von der Westbank - damit befasst, die Palästinenser zu terrorisieren, um in Besitz ihres Landes zu gelangen - so scheinen deren deutschen Adepten nunmehr doch auch in Köln auf der Domplatte angekommen zu sein.
Ziel ihrer Aktion am 8. Mai war die Klagemauer
von Walter Herrmann auf der Kölner Domplatte, der zu ihrem
Verdruss die Verbrechen öffentlich zur Schau stellt, die der
israelische Staat an den Palästinensern seit Jahrzehnten straflos verübt.
Straflos ganz allein deswegen, weil die Täter das Licht der Öffentlichkeit normalerweise
nicht fürchten müssen, dank der allgegenwärtigen vorauseilenden Selbstzensur
in praktisch allen Medien.
Nachdem Herrmann an der Klagemauer anfang des Jahres eine Zeichnung aufhängte, die als Zitat eines uralten antisemitischen Klischees - des Ritualmords - aufgefasst werden kann, sah ein gewisser Gerd B. seine Stunde gekommen, um eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen ihn zu stellen, worüber er in seinem blog fleissig berichtete.
Die Absicht von Gerd B. bestand jedoch nicht allein darin, dieses eine Bild entfernen zu lassen - was zwischenzeitlich auch geschah - sondern die ganze Installation , wie man seinem blog entnehmen konnte. Der Versuch die Staatsanwaltwaltschaft für sein Ziel einzuspannen scheiterte jedoch, auch weil sich die Zeichnung erkennbar auf die Realität in Gaza bezieht und nicht auf die antisemitische Fiktion vom 'Ritualmord'. (Das IPK lehnt es generell ab mit Mitteln zu arbeiten, die überflüssigerweise antisemitische Konnotationen befördern, weil das nur zu dem Versuch beiträgt, die Grenzen zwischen 'den Juden' und dem 'israelischen Staat' zu verwischen. Wer sich das Bild trotzdem zur Beurteilung des Sachverhalts ansehen möchte, der kann das hier tun.)
Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft versetzte insbesondere die Sympathisanten von Gerd B. in helle Aufregung, die sich auf seinem Blog an der Vorstellung berauschten Schläger anzuheuern, um den als Penner und Spinner titulierten Walter Herrmann zusammenschlagen und die Installation abfackeln zu lassen. Die Abfuhr, die sich Gerd B. bei der Staatsanwaltschaft einhandelte, hat nach allem Anschein noch zu einer Radikalisierung des Sympathiesanten-Umfelds geführt, das nun danach zu streben scheint, die Ankündigungen in die Tat umzusetzen.
Wie immer im irrigen Glauben befangen, dass die israelischen Verbrechen an den Palästinensern eine Form des Antifaschismus seien - nutzten sie den 8. Mai - den Tag der Kapitulation des Hitlerfaschismus -, um sich auf der Domplatte als Nazijäger in Szene zu setzen.
Walter Herrmann beschreibt die Szenerie wie folgt:
" … am letzten Samstag, dem 8. Mai gab es auf der Domplatte eine
Demo von Israel-Fans, die sich gegen mich und eine Palästina-Klagemauer
auf der Domplatte richtete. Danach kamen die Teilnehmer dieser Aktion
in die Schildergasse, wo meine Klagemauer zur Wohnungsnot stand. Sie
rissen eine Plakattafel aus der Klagemauer-Installation, auf der die
Palästina-Klagemauer auf der Domplatte ab Juni angekündigt wurde und
ließen sie verschwinden. Danach verteilten sie dort ihre Pamphlete gegen mich."
Bis dato liegt also nur eine geringwertige Sachbeschädigung vor - abgesehen von den nicht überlieferten, gegen Herrmann gerichteten Drohungen.
All dies scheint Hermann nicht allzusehr beeindruckt zu haben;
"Ich habe vor, nun … mit der [neuen] Palästina-Klagemauer auf der
Domplatte zu beginnen. Schwerpunkt: die israelische Militäroperation im Gaza im
Winter 2008/09. Ich muß mich dann auf vandalistische Attacken der "Antideutschen"
gefaßt machen … "
Der hyperventilierende Eifer - vormals nachzulesen in Gerd B.'s blog - und die grenzenlose Selbstidealisierung der selbsternannten Nazijäger lassen jedoch befürchten, dass mit ihren bisherigen Aktionen das Ende der Fahnenstange bei weitem noch nicht erreicht wurde.
In Anlehnung an b'tselem - die israelische Menschenrechts-Organisation, die Palästinenser mit Videokameras ausgestattet hat, um die Attacken der Siedler auf Film zu bannen - wäre es daher sicher eine gute Idee, wenn vielleicht einer der nahe Köln lebenden Leser dieser Zeilen Herrmann seine alte Videokamera überlassen könnte - oder/und ihm bei der Aufstellung seiner neuen Klagemauer unterstützen würde.
Das Risiko bei den Attacken aufgenommen zu werden sollte wohl ausreichen, um potentielle Angreifer abzuschrecken. Und sollte es doch zu Tätlichkeiten oder Schlimmerem kommen, so hätte Walter Herrmann wenigsten gleich das Beweismaterial für eine evtl. Strafanzeige in der Hand.
(ts)
Ergänzende Links:
Palästinaportal zum 'Fall' Walter Hermann