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Zensiert, Entmündigt und Ahnungslos - Deutsche Öffentlichkeit unter Besatzung [10.05.2010]

Maulkorb für Bassem Naim; Gesundheitsminister in Gaza Für Anfang Juni diesen Jahres hatte die Evangelische Akademie Bad Boll den Gesundheitsminister der HAMAS-Regierung in Gaza, Bassem Naim, zu einer Tagung mit dem Titel "Partner für den Frieden - Mit Hamas und Fatah reden" eingeladen, um zu erörtern ob und welche Möglichkeiten bestehen, um auch mit der HAMAS in einen konstruktiven Dialog einzutreten, um den Palästinakonflikt zu beenden.

Dieses Ansinnen wurde offenbar auch den deutschen Hütern der israelischen Staatsraison bekannt, deren vornehmste Aufgabe darin besteht, hierzulande das israelische Deutungsmonopol des Geschehens in Palästina durchzusetzen.
Da diese Deutungen dem Licht der Realität nicht standzuhalten vermögen - werden sie öffentlich (!) mit Methoden durchgesetzt, die einer demokratischen, liberalen und aufgeklärten Öffentlichkeit unwürdig sind:

Die Realität in Palästina verschwindet dazu hinter einem Dickicht aus Halbwahrheiten und israelischer Staatspropaganda, dem Ergebnis einer vorauseilender Selbstzensur.
Diese ist wiederum das Resultat der allgemein bekannten und durchaus ernst zu nehmenden Drohung, jeden - der die Deutungen des israelischen Staates in Zweifel zieht - mit Diffamierungen, bis hin zum Rufmord, zu überziehen. (Siehe den Fall Ludwig Watzal.)

Besonders peinlich ist dabei, dass diese Zusammenhänge Insidern durchaus bekannt sind - diese es jedoch aus Opportunismus oder falsch verstandener Solidarität vorziehen, den Hütern der israelischen Staatsraison das Feld zu überlassen.

Das neueste Exempel, für die Entmündigung der deutschen Öffentlichkeit durch die Vertreter der israelischen Staatsraison ist die oben erwähnte Einladung von Bassem Naim nach Bad Boll. Zwar knickten die Veranstalter vor den üblichen Forderungen nach Selbstzensur und Denkverboten nicht ein. Anders jedoch die deutsche Regierung, die Bassem Naim - nach israelischer Intervention - ein Visum verweigerte.

Bassem Naim darf nicht sprechen - und wir dürfen ihm nicht zuhören. Denn anderenfalls könnten ja einige Gewissheiten ins Wanken geraten - deren Zerstörung auch das Ende der bedingungslosen Unterstützung Israels bedeuten könnte.

 (ts)

Ergänzende Links:
Bassem Naeem: HAMAS verurteilt den Holocaust (guardian, 2008)
Deutschland: HAMAS-Offizeller bekommt kein Visum für Teilnahme an Konferenz (haaretz)

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