Institut für Palästinakunde
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Dr. Rolf Verleger zur deutschen Israel-Lobby: "Da ist nur eine große nationalistische Leere" [22.02.2010]

Der Missbrauch der Antisemitimus-Anschuldigung - © C. Latuff Die intensive Kampagne der einschlägig bekannten 'besorgten' Bürger - vor allem besorgt, daß ein Schatten auf das Objekt ihrer hemmungslosen Idealisierung - des israelischen Besatzerstaats - fallen könnte, hatte den gewünschten Erfolg.
Allein dadurch, daß sie es vermochten in bewährter Art und Weise Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik zu einer klebrigen, braunen Masse zu verrühren und Norman Finkelstein damit einzureiben, gelang es ihnen Kirchengemeinden, die Böll-Stiftung und zuletzt auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung derart einzuschüchtern, daß diese die Türen vor Finkelstein verschlossen, der es daraufhin vorzog seinen Aufritt in Deutschland komplett abzusagen.

Gegen das Verhalten der Stiftungen wäre nicht viel zu sagen, wenn man glauben könnte, daß sie sich der Unterschiede zwischen Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik nicht bewusst wären.
In ihrem Fall liegt jedoch der Verdacht auf der Hand, daß ihr Boykott Finkelsteins nicht auf ein anständiges Motiv - den Kampf gegen den Antisemitismus - zurückgeht, sondern auf einen staatstragend-imperialistischen Opportunismus.

Mit einem Vortrag - "Ein Jahr nach dem israelischen Überfall auf Gaza. Die Verantwortung der deutschen Regierung an der fortgesetzten Aushungerung der palästinensischen Bevölkerung" - wollten diese Stiftungen nichts zu tun haben.
Offenbar gebricht es ihnen nicht nur an demokratischer Streitkultur, an einer Toleranz für dissidente Interpretationen oder Meinungen - dem Kern der westlich-demokratischen Werte - sondern auch an dem Humanismus der es verbietet zuzusehen, wie die israelischen Besatzer in Gaza gezielt eine 'humanitäre Katastrophe' herbeiführen.

Einer der Einladenden, der Vorsitzende der Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost, Dr. Rolf Verleger, schrieb dazu:

Es war der geistige Führer des deutschen Judentums im letzten Jahrhundert, Rabbiner Dr. Leo Baeck, der das Judentum als die Religion der tätigen Moral definierte. ... Die Akteure, die im Namen ihres Judentums Finkelsteins Auftritt verhindert haben, stellen sich außerhalb dieser alten Tradition, und sie haben keine neue: Da ist nur eine große nationalistische Leere.

 (ts)

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