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Göttinger Friedenspreis: Feiger und unehrlich begründeter Rückzug von Universität, Stadt und Sparkasse [20.02.2019]
Die Preisverleihung von Göttinger Friedenspreis an die "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V." findet trotz des feigen und unehrlich begründeten Rückzugs von Universität, Stadt und Sparkasse statt. Bitte um Spenden für Preisverleihung.
Andreas Zumach,
Vorsitzender der Jury des Göttinger Friedenspreises
Erklärung vom 20.2.2019
Die drei institutionellen Unterstützer des Göttinger Friedenspreises -
Universität, Stadt und Stadtsparkasse - haben dem Druck von
Falschbehauptungen, Verleumdungen und Rufmord gegen den diesjährigen
Preisträger "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost"
nachgegeben und ihre Unterstützung für die/Teilnahme an der
Verleihungsfeier am 9. März gestern (19.2.) Nachmittag endgültig abgesagt:
Frau Beisiegel erklärt in ihrer gestrigen Mitteilung, die
Entscheidung der Jury des Göttinger Friedenspreises zur Preisvergabe an
die Jüdische Stimme habe "zu einer Kontroverse geführt, bei der sich
die Universität keiner der kontrovers geäußerten Meinungen anschließen
kann."
Das ist falsch. Mit ihrer Rückzugsentscheidung hat sich die
Universität einer der "kontrovers geäußerten Meinungen" angeschlossen.
Sie hat die Falschbehauptungen, Verleumdungen und Rufmordersuche gegen
die Jüdische Stimme, mit denen die Göttinger FDP-Fraktionsvorsitzende
Felicitas Oldenburg und der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in
Deutschland, Josef Schuster letzte Woche die Absage der Preisverleihung
gefordert haben, höher gewichtet als sämtliche dazu kontroversen
Meinungen, Argumente und Beweise:
In der Folge wurden Frau Beisiegel und Herr Köhler von mir sowie von
den Vorständen der Stiftung und ihres Kuratoriums, Hans-Jörg Röhl und
Goetz Neuneck mehrfach schriftlich und mündlich gebeten, dringend
mitzuteilen, was sie über meine Stellungnahme vom 14.2. und die
beigelegte Erklärung jüdischer Intellektueller vom 18.1.2019 noch
benötigen an Argumenten, Dokumenten, Belegen etc., damit der
Antisemitismusvorwurf die Jüdische Stimme auch für sie eindeutig
ausgeräumt ist.
Frau Beisiegel und Herr Köhler haben darauf nicht geantwortet. Das
heißt: sie haben der Stiftung Göttinger Friedenspreis überhaupt keine
Chance gegeben, den Antisemitismusvorwurf eindeutig auszuräumen.
Mit Schreiben vom 16.2. habe ich Frau Beisiegel und Herrn Köhler
gebeten, ihre Formulierung von den "Vorbehalten von unterschiedlicher
Seite" zu konkretisieren und folgende Frage zu beantworten:
Von welcher anderen Seite außer von Oldenburg/Kuhle/Schuster wurden
Vorbehalte vorgebracht, schriftlich, telefonisch oder auf anderem Wege?
Was genau beinhalten diese Vorbehalte?
Ich stellte diese Frage auf Grund einer Reihe von Erfahrungen mit
ähnlichen Vorgängen, bei denen neben schriftlichen und öffentlich
bekanntgemachten Vorbehalten von weiteren Akteuren hinter den Kulissen
mit dem Antisemitismus-Vorwurf interveniert wurde gegen
Preisverleihungen an/Auftritte von Personen, die Kritik an der Politik
der israelischen Regierung üben.
Frau Beisiegel und Herr Köhler haben auf diese Frage bis heute nicht geantwortet.
In meinem Schreiben vom 16.2. habe ich Frau Beisiegel und Herrn Köhler
folgenden Vorschlag gemacht:
Die Stadt und die Universtität in Kooperation mit der Stiftung Göttinger
Friedenspreis laden Herrn Schuster, Frau Oldenburg sowie die
Vorsitzende der 'Jüdischen Stimme', Iris Hefets und die Laudatorin bei der
Preisverleihung am 9. März, Nirit Sommerfeld zu einer öffentlichen
Podiumsdiskussion ein. Moderiert von eine/r im Thema versierten,
professionellen ModeratorIn (Namensvorschläge hätte ich).
Eine Podiumsdiskussion nicht anstelle der Preisverleihung oder als
"Kompromiß", sondern zusätzlich zu der Preisverleihung an einem Termin
vor oder nach dem 9. März. Eine solche öffentliche Podiumsdiskussion zu
diesem brisanten Thema und mit dieser Besetzung hat es in Deutschland
noch nie gegeben. Sie würde mit Sicherheit große, bundesweite Beachtung
finden. Mit einer solchen Veranstaltung könnten die Stadt Göttingen, die
Universität und die Stiftung des Friedenspreises einen äußerst wichtigen
Beitrag zum öffentlichen demokratischen Diskurs in unserem Land leisten.
Frau Beisiegel und Herr Köhler haben auf diesen Vorschlag nicht reagiert. Zur Bewertung des Vorgehens durch die Universität und die Stadt füge ich dieses Schreiben von Professor Doktor Thomas Crozier an die Stiftung bei.
Preisverleihung findet statt / Spendenaufruf
Trotz des Rückzuges der drei institutionellen Unterstützer findet die
Verleihungsfeier wie geplant am 9. März in Göttingen statt. Der genaue
Ort wird noch bekanntgegeben.
Nach dem Ausfall der finanziellen Zuschusses durch die Sparkasse
Göttingen zur Deckung der Kosten und da eventuell zusätzlich noch
Mietkosten für einen Veranstaltungsraum anfallen werden, droht der
Stiftung Göttinger Friedenspreis allerdings ein Defizit.
Zur Deckung dieses Defizits rufe ich auf zur Überweisung von Spenden unter dem Stichwort „Jüdische Stimme“ auf das unter meinem Namen geführte
IBAN DE86370100500099008508
BICC: PBNKDEFF
BANK: Postbank
Ich werde ein Teil des Preisgeldes spenden, das ich 2009 als Träger des Göttinger Friedenspreises erhalten habe.
Sollten mehr Spenden eintreffen, als zur Deckung der Kosten
erforderlich, schlage ich vor, daß ich den Restbetrag überweise an
'medico international' für deren Arbeit in Israel/Palästina.
'medico international' unterstützt unter anderem die Soldatengruppe
"Breaking the Silence", sowie die "Physicians for Human Rights",
eine Gruppe jüdischer-israelischer und palästinensischer Ärzte,
Ärztinnen und Krankenschwestern, die kostenlose medizinische
Versorgung für Menschen in der besetzten Westbank leisten.
Der Geschäftsführere von medico
international, Thomas Gebauer, hat 2016 wesentlich dazu beigetragen, daß
die Bank für Sozialwirtschaft die infame Kündigung des Kontos der
Jüdischen Stimme wieder revidiert hat. Inzwischen wird die Bank wieder
massiv unter Druck gesetzt,das Konto erneut zu kündigen.
Nach der Verleihfeier am 9. März werde ich über den Eingang der eingegangen Spenden und ihre Verwendung informieren.
Andreas Zumach, 20.2.2019
bei Rückfragen erreichbar unter 0172/76172375 oder per Mail: zumach@taz.de
(ts)
Ergänzende Links:
Eine Welle der Unterstützung für kritisierten Preisträger (gtag)
Stadt, Uni und Sparkasse steigen beim Göttinger Friedenspreis aus (mal)