Institut für Palästinakunde
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Start / Gesellschaft / Medien (Archiv 2013) / 2013080300

Neuer Chef des Auslandsressorts der 'Neuen Zürcher Zeitung': "… Israel ein Hort der Stabilität in einer Region' [03.08.2013]

Graffit in Hebron Seit Juli diesen Jahres hat die 'Neue Zürcher Zeitung' einen neuen Leiter für das Auslandsressort, Herrn Eric Gujer.

In diesem Leitartikel vertritt der ehemalige Auslandskorrespondent Positionen hinsichtlich Palästinas, die zwar nicht mit konventioneller Logik oder den Fakten in Einklang gebracht werden können, sehr wohl jedoch mit den Interessen der israelischen Staatsführung.

Dass ein erfahrener Auslandskorrespondent nicht in der Lage ist die Verknüpfung zwischen dem Schicksal der Palästinenser - „nur noch ein Nebenschauplatz des arabischen Umbruchs” - und den aktuellen Revolten und Bürgerkriegen in der sie umgebenden arabischen Welt zu erkennen - beide das Ergebnis des Wirkens westlich-imperialer Politik im Nahen Osten - ist verblüffend.

Wenn Gujer den Palästinensern die Verantwortung für das Scheitern Oslos zuweist, weil sie - die „schwächeren Kontrahenten” - den Fehler begangen hätten „die israelische Euphorie nach dem Oslo-Abkommen 1993” nicht auszunutzen, um den Stärkeren „auf einen definitiven Vertrag zu verpflichten”, zeugt das nicht nur von einem Mangel an Logik (Wie soll der „Schwächere” den „Stärkeren” zu etwas „verpflichen”?) sondern es demonstriert auch die Unkenntnis der Gründe für das Zustandekommen Oslos. Das Ziel der israelischen Staatsführung bestand darin Arafat zu benutzen, um die die 'Erste Intifada' zu demolieren und der Besatzung ein 'palästinensisches' Gesicht zu geben, während Arafat glaubte, dass er für diesen Dienst mit der Herrschaft über 22% des historischen Palästinas belohnt werden würde.

Das letztere war die „Lebenslüge” Arafats, nicht die Frage der Rückkehr der Flüchtlinge, die Arafat mit der Unterschrift der Oslo-Verträge aufgegeben hatte.

Absurd ist auch die Erklärung Gujers, „Israel [sei] ein Hort der Stabilität in einer Region, in der politische Konflikte bevorzugt mit Gewalt ausgetragen werden”. Sollte es Gujer entgangen sei, dass Israel das Produkt einer gewalttätigen ethnischen Säuberung ist, und das diese ethnische Säuberung - samt der damit einhergehenden Gewalt - bis heute andauert?

Weiss Gujer nicht, dass Israel seit seiner Staatsgründung permanent in Kriege gegen seine Nachbarn verwickelt ist? Oder bedeutet die regelmässige Anwendung kriegerischer Gewalt in den Augen Gujers 'Stabilität'?

Nicht weniger bizarr sind seine Behauptungen, dass Israel ein Rechtstaat und eine Demokratie sei.
Meint Gujer hier das Israel, das es ablehnt der Staat seiner Bewohner zu sein und das von daher Millionen von Palästinenern unterdrückt und gefangen hält.

Oder gibt es noch ein zweites uns unbekanntes Israel?

Fazit:
Eric Gujer ist - mindestens was Palästina betrifft - entweder:
a. völlig inkompetent
b. ein Propagandist in israelischen Diensten oder
c. schlicht ein zynischer Opportunist.

Nichts davon qualifiziert ihn als Leiter der Auslandsredaktion der Zürcher Zeitung.

 (ts)

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