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Medien (Archiv 2013)
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2013010700
Eli Rosenbaum über Nazijäger Simon Wiesenthal: "unbegabt, egomanisch, verbreitet unzutreffende Informationen, eine tragische Gestalt" [07.01.2013]
"Das SWC ist eine wichtige, international anerkannte Einrichtung. Fuer die Auseinandersetzung mit dem und den Kampf gegen den Antisemitismus hat das SWC meinen ganzen Respekt."
J. Augstein zum 'Simon Wiesenthal Center
Dieses Urteil - "unbegabt, egomanisch, verbreitet unzutreffende Informationen, eine tragische Gestalt" -
fällte der Chef der Sonderermittler gegen Nazi-Verbrecher im US-Justizministerium, Eli Rosenbaum,
über Simon Wiesenthal (1908-2005) in diesem bemerkenswerten Panaroma-Beitrag aus dem Jahre 1996.
Wiesenthal, so der Beitrag, sei ein Aufschneider gewesen, der davon lebte den von ihm selber
erzeugten Nimbus des Nazi-Jägers zu vermarkten.
Betrachtet man das aktuelle Urteil des 'Simon Wiesenthal Centers' und dessen Gewährmanns H. Broder über Jakob Augstein so ist festzustellen, dass die Methode Wiesenthal ihren Erfinder überlebt haben muss.
Nicht wirklich überzeugend sind jedoch auch die Statements Jakob Augsteins - weder seine "Israel-Kritik" noch seine Äusserungen zu der gegen ihn gerichteten Kampagne.
Die Kritik Augsteins an der letzten israelischen Strafexpedition gegen Gaza
(Gesetz der Rache)
kratzt nicht mal an der Oberfläche. Die Ereignisse als Folge
gegenseitiger Rachsucht zu beschreiben ist bestenfalls kindisch, schlimmstenfalls
eine Folge von Antisemitismus, sind doch Araber wie Juden Semiten.
Kritik mit einer emanzipatorischen, aufklärerischen Ausrichtung sieht anders aus.
Ebensowenig beeindruckend ist, was er in diesem Interview zu der gegen ihn gerichteten Kampagne zu sagen hat.
Dort stellt er sich naiv - gibt sich überrascht, dass ihm seine "Israel-Kritik" als Antisemitismus ausgelegt wird - erklärt, dass er Broder schätze und ganz privat entzückend fände, dass es gegenüber Israel natürlich (!) Tabus geben müsse - und sorgt sich am Ende angeblich, dass so der Kampf gegen den Anitisemitismus Schaden nehmen könnte.
So drückt er sich vorsichtig so darum herum Ross und Reiter zu nennen und unterlässt es dazu, sich unzweideutig für die journalistische Freiheit und gegen die Zensur auszusprechen.
(ts)
Ergänzende Links:
Impressions of Gaza (N. Chomsky)
Israel’s starvation diet for Gaza (J. Cook)
Gaza in 2020: A livable place? (UNCT)