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2012040500
"Was gesagt werden muss" [05.04.2012]
Günter Grass 'coming out' als Israel-Kritiker - mit seinem 'Was gesagt werden muss' - hinterlässt beim Leser einen schalen Geschmack. Und das nicht etwa wegen des lächerlichen Antisemitismus-Skandals, durch den sich Grass scheinbar selbst als Opfer in Szene zu setzen gedachte.
Unangenehm schal ist vor allem der Geschmack nach Feigheit:
Denn was soll man
von einem 'Israelkritiker' halten, der zu den Verbrechen
des israelischen Siedler-Kolonialstaats Jahrzehnte lang
geschwiegen hat?
Wo waren seine kritischen Stellungnahmen in den Jahren
1982 (Sabra-Shatila), 2006 (Libanon-Überfall), 2008/9
(Gaza-Massaker) oder 2010 (Mavi Marmara-Massaker)?
Und wenn Israel dem 'Großschriftsteller' zufolge eine
Bedrohung für den Weltfrieden darstellt, warum meint
er dann trotzdem seine 'Verbundenheit' mit Israel
betonen zu müssen?
Ist es nicht eben diese jahrzehntelange Feigheit und Heuchelei, das bedingungslose Kuschen vor den zionistischen Tugendwächtern des ZdJ, der israelischen Botschaft und den antideutschen Antifaschismus-Hochstaplern die dazu geführt hat, dass deren ebenso schwachsinnigen wie falschen Auslassungen hierzulande wie Offenbarungen gehandelt werden?
Fazit
Problematisch an "Was gesagt werden muss" sind nicht Grass völlig richtige Forderungen an die Bundesregierung, an Israel und den Iran. Verschmerzbar sind auch seine Irrtümer: Nicht Israel gefährdet den Weltfrieden - dazu ist es gar nicht in der Lage - sondern die USA im Verbund mit der NATO.
Problematisch ist vielmehr das Jahrzehnte lange Schweigen des Dichters - nicht nur zu den von Israel begangenen Verbrechen, sondern auch zur Wiederbelebung des deutschen Militarismus und Expansionismus - sowie seine scheinbare Larmoyance.
(ts)
Ergänzende Links:
Günter Grass im Interview mit Tom Buhro