Institut für Palästinakunde - IPK - |
Start
/
Meinung (Archiv)
/
2011110200
Hochmut kommt vor dem Fall (AT, Sprüche, Kap. 16 / Vers 18) [02.11.2011]
Mit der israelischen Ankündigung, die Palästinenser für ihren Erfolg vor
der UNESCO mit dem Bau 2000 neuer Wohneinheiten
zu bestrafen,
hat sich Israel weiter isoliert.
Schon auf die Ankündigung im Oktober, mehr als 1000 neue Wohneinheiten in Gilo
errichten zu wollen, hatte die Bundesregierung
israelischen Presseberichten
zufolge mit der Drohung reagiert, kein weiteres U-Boot für Israel finanzieren zu wollen.
Auf die neuerliche Strafmaßnahme nach der Entscheidung der UNESCO,
verschärfte
die Bundesregierung den Ton Richtung Israel und liess
durch ihren Regierungssprecher in aller Deutlichkeit verlautbaren:
"Wir fordern die israelische Regierung auf, alle Siedlungsaktivitäten ohne Verzug einzustellen",
sie seien völkerrechtswidrig "und durch nichts zu rechtfertigen".
Ähnlich ablehnende Reaktionen gab es von praktisch allen poltischen Akteuren: Angefangen mit der EU-Aussenministerin Catherine Ashton, über UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon bis zu einem Sprecher des Weissen Hauses.
Das sich die israelische Führung davon beeindrucken lassen wird, ist jedoch
wenig wahrscheinlich.
Deren Kurs scheint vielmehr von selbstgerechten Fanatikern bestimmt
zu werden, welche die israelische Gesellschaft zur Geisel genommen haben.
Fanatiker, die in einer wahnhaften Endlos-Schleife aus einer nach innen gerichteten
Viktimisierung und nach aussen gerichteten Aggression leben und glauben,
dass man den einmal eingeschlagenen Kurs umso unbeeindruckter und schärfer
verfolgen müsse - je mehr man dafür angegriffen werde.
Am Ende dieses Wegs steht eine Existenz in völliger Isolation, umgeben
von Feinden, die es durch Macht zu unterdrücken oder List gegeneinander
auszuspielen gilt.
Diesen Politik-Entwurf kann sich in der realen Welt vielleicht eine Großmacht leisten, jedoch kein Staat wie Israel, dessen Einwohnerzahl unterhalb der von London liegt. Die Zeit arbeitet unvermeidlich gegen diesen Staat, dessen zerstörerische Politik ihn am Ende selber zerstören muss.
Der Hochmut, den Netanjahu meint sich nicht nur gegenüber den Palästinensern und den arabischen Nachbarstaaten - sondern auch gegenüber Ashton, Merkel und Obama leisten zu können, ist der Hochmut vor dem Fall. Ein Fall der sich aus der Retroperspektive zwar lange abgezeichnet haben wird, dessen Eintreten dann aber doch praktisch alle Zeitgenossen 'überraschen' wird.
(ts)