Institut für Palästinakunde
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Die Bettler von Ramallah [26.01.2011]

Eine Kommunikationspanne

Echt oder unecht?

Nachdem der palästinensische Chef-Unterhändler Saeb Erekat - der Sharon laut den Dokumenten als 'Freund' bezeichnet haben soll - nun erklärt, dass die 'Palestine Papers' nur das Ergebnis einer Kommunikationspanne seien - Aljazeera habe die Dokumente falsch interpretiert und Texte aus dem Kontext gerissen - so darf man davon ausgehen, dass die Dokumente authentisch sind.

Ausverkauf in Ramallah

Die Dokumente zeigen unzweideutig, dass die 'Palestinian Authority' den totalen Ausverkauf der Rechte und Ansprüche der Palästinenser betrieben hat, auch weil sie dazu keine Alternative hat, ausser sich aufzulösen. Anstelle von einer 'Palestinian Authority' muss man eher von einer Beggars Authority sprechen.

Für Israel dient die 'Palestinian Authority' offensichtlich allein als Staffage für 'Friedensverhandlungen'. Verhandlungen die allein dazu dienen Verhandlungsbereitschaft vorzutäuschen, um hinter der Bühne gnadenlos an der Vertreibung der Palästinenser zu arbeiten.

Die 'Palestinian Authority' ist sich dabei selbst genug. Ihr Ziel besteht offenbar allein darin, sich die Taschen mit ausländischen Hilfsgeldern vollzustopfen und Zeit zu schinden.

Für die Palästinenser selber ist sie schlicht eine Katastrophe, eine Verschwörung gegen ihre Interessen, die alles bisherige in den Schatten stellt.

Deutsche Medien: 'The peace show must go on'

Wie üblich sieht die deutsche Presse grosszügig davon ab, das Publikum über die Enthüllungen und deren Bedeutung aufzuklären, da die Entrechtung und Vertreibung der Palästinenser dem israelischen - und damit bekanntlich dem deutschen - Staatsinteresse dient.

In den drei der vier bisher im SPIEGEL (Online-Ausgabe) erschienen Artikeln, hält das mediale 'Sturmgeschütz' des deutschen Staatsinteresses unverrückbar an dem Ziel von 'Friedensverhandlungen' fest und findet natürlich lobende Worte für den Ausverkauf:

- Die Enthüllung brisanter Verhandlungsdetails aus dem Nahost-Friedensprozess ... gefährdet den Erfolg der Friedensverhandlungen in Nahost.
- Palästinenserpräsident Abbas wirft dem Golfemirat Katar vor, die Friedensverhandlungen lahmlegen zu wollen.
- Sie [die Enthüllungen] zeigen, dass die Palästinenserführung insgeheim bereit schien, viele Tabus zu brechen.

Fazit

Die 'Palestinian Authority' steht nun so nackt, wie nie zuvor da. Würde es so etwas wie 'Anstand' in der internationalen Politk existieren, dann würde sich jede Unterstützung dieser Institution ganz von alleine verbieten.

Verhandlungen im Interesse der Palästinenser sind mit ihr und ihrem Personal jedenfalls zwecklos.

Dies wird allerdings weder die Europäer - noch die USA und schon gar nicht Israel davon abhalten, das 'Friedenstheater' weiter zu spielen. Schliesslich vereint alle drei Parteien die prinzipielle Ablehnung oder Geringschätzung der Ansprüche und Rechte der Palästinenser auf ein Leben in Würde und Freiheit.

 (ts)

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