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"Palästina" ist ein antisemitischer Begriff? Offener Brief an die 'Konrad Adenauer Stiftung' in Berlin [16.10.2020]

Palestine will be free ... Sehr geehrter Herr Feldhaus,

Ihrem Internet-Auftritt entnehmen wir, dass Sie am 27. Oktober eine Veranstaltung mit dem Titel "Palästina" - Geschichte und Problematik eines Begriffs planen.

In dem Ankündigungstext Ihrer Veranstaltung finden sich unter anderem folgende Passagen:

„From the River to the Sea – Palestine will be free”. Diese Losung wurde in Frankfurt am Main während einer Demonstration verschiedener Organisationen von den Demonstranten gebrüllt. Frankfurts Stadtkämmerer und hessischer Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker (CDU) stellte daraufhin Strafanzeige, weil diese Losung zum Wortschatz von Antisemiten und Israelhassern gehört.

Der Begriff „Palästina“ ist fester Bestandteil auch im deutschen Sprachraum. In der Regel im Kontext der Beschreibung einer geographischen Region, öfter als „historisches Palästina“. Allerdings ist einer überwältigenden Mehrheit der Menschen in Deutschland und anderen Ländern Europas nicht bewusst, welchen antisemitischen Assoziationen der Begriff entstammt. Der heute weit verbreitete Israel-bezogene Antisemitismus ist unmittelbar mit diesem Begriff verbunden und hat seine Wurzeln lange vor der Gründung des Staates Israel.

Diese fragwürdigen Formulierungen legen nahe, dass die Veranstaltung dazu dienen wird den Palästinensern das Existenzrecht in deren eigenen Heimat abzusprechen, indem bereits die Existenz dieser Heimat zu einem Ausdruck von "Antisemitismus" erklärt wird.

Der einzig plausible Grund, sehr geehrter Herr Neuhaus, einem auf Basis seiner Abstammung definierten menschlichem Kollektiv derart das Existenzrecht abzusprechen besteht darin, es auslöschen zu wollen - "from the river, to the sea".

Wir nehmen an, dass dies nicht im Einklang mit den Zielen der 'Konrad Adenauer Stiftung' steht.

Daher erwarten wir, dass Sie nicht zulassen werden, dass die Veranstaltung genutzt wird, um die verbrieften individuellen und kollektiven Rechte der Palästinenser - insbesondere ihr Existenzrecht - in Palästina zu leugnen.

Weiterhin würden wir es begrüßen, wenn die 'Konrad Adenauer Stiftung' nicht daran mitwirkte, die Gegner, Kritiker und Opfer israelischer Politik pauschal als Antisemiten zu stigmatisieren und damit der Bekämpfung des Antisemitismus die erforderliche Glaubwürdigkeit zu rauben.


Mit freundlichen Grüßen
Thomas Siemon


Stv. Vorsitzender
Institut für Palästinakunde e.V.
Weißenburgstraße 11
53175 Bonn
Tel. 0228/18038637
www.ipk-bonn.de

 (ts)

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