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Stellungnahme zu der Kampagne gegen die arte-Reportage „Gaza: Ist das ein Leben?“ [07.08.2017]
Sehr geehrte Frau Savin,
sehr geehrter Herr Geschäftsführer Bergmann,
sehr geehrter Herr Geschäftsführer Dr. Nievelstein,
wir - der Vorstand des 'Institut für Palästinakunde
e.V., Bonn' sowie die einhundert (Stand: 18. Aug.) Unterzeichner dieses Briefes -
möchten Ihnen hiermit dafür danken,
dass sich Ihr Haus nicht von den Anschuldigungen und
Verzerrungen hat einschüchtern lassen, die Ihnen in
diesem 'Offener Brief an Arte' bezüglich
der Dokumentation „Gaza: Ist das ein Leben?“ entgegen
gehalten wurden.
Denn nicht eine einzige der
Behauptungen der Verfasser dieses offenen Briefes -
insbesondere die infamen Antisemitismus-Anschuldigungen
- vermag einer seriösen Prüfung standzuhalten.
Fakten
Weder hat die Bezeichnung „Intifada“ etwas mit dem Töten
von Zivilisten zu tun, Intifada bedeutet schlicht und
ergreifend „Abschüttelung“ (der Besatzer), noch
verbreitet die Webseite 'The Electronic
Intifada' Antisemitismus - es sei denn, man hält
die illegale Besatzung, Unterdrückung und
Vertreibung der Palästinenser durch Israel für einen
Teil des Judentums.
Die Behauptung der Verfasser, der Tod hunderter
palästinensischer Zivilisten während des Überfalls 2014
sei Folge ihres Einsatzes als menschliche Schutzschilde,
dient allein zur Rechtfertigung der israelischen Mörder.
Denn nachdem Israel schon beim ersten Großangriff auf
Gaza im Jahr 2008/9 hunderte palästinensischer
Zivilisten getötet hatte, würden sich höchsten suizidale
Palästinenser als menschliche Schutzschilde
gegen einen israelischen Angriff zur Verfügung zu
stellen.
Um den unglaublich mörderischen Charakter
des israelischen Angriffs des Jahres 2014 zu begreifen,
muss man einfach nur die Opferzahlen - insbesondere das
Verhältnis zwischen den getöteten Kämpfern und
Zivilisten - in Relation zueinander setzen. Demzufolge
war die Wahrscheinlichkeit für einen palästinensischen Zivilisten von
israelischer Seite getötet zu werden dreißig
mal größer als die Wahrscheinlichkeit für einen Zivilisten
auf israelischer Seite (basierend auf den Zahlen der
UN).
Daß
Gaza heute über keinen Strom verfügt ist
tatsächlich die Folge eines Machtkampfs zwischen der
HAMAS in Gaza und der FATAH in der Westbank, der allein
Folge der den Palästinensern von ihren Besatzern
aufgezwungenen Politik des 'divide et impera'
ist.
Und es sind natürlich ausschließlich die illegale
israelische Belagerung und der Boykott, welche die
Bevölkerung Gazas zu einem Leben in perspektivloser
Armut, am Tropf externer Geldgeber verdammen - und
nicht etwaige Verfehlungen - Korruption oder
Veruntreuung - der HAMAS.
Die Behauptung, Gaza sei nicht der am dichtesten besiedelte Ort der Welt ist ebenso irrelevant wie betrügerisch. Es gibt schlicht keine einzige "Metropole" auf der Welt, in der nahezu zwei Millionen Menschen auf einer Fläche von 19 x 19 Kilometern seit einem Jahrzehnt eingesperrt, belagert und immer wieder bombardiert werden.
Eine unverschämte Lüge ist zuletzt die Behauptung, die
Belagerung und regelmäßige Bombardierung Gazas
richte sich nicht gegen die palästinensische
Bevölkerung. Stand hinter der Bombardierung von Strandcafes,
Wohnvierteln
und Wohntürmen
- ganz zu schweigen von Schulen
oder auf dem Strand spielender Kinder
- etwa nicht die Absicht, die palästinensische
Zivil-Bevölkerung zu töten oder zu terrorisieren?
Auf Lügen basiert auch die von den Verfasssern dazu vorgetragene Behauptung,
Israels Vorgehen sei aufgrund des intensiven Raketenbesschusses aus Gaza
gerechtfertigt gewesen. Unter diesem Link finden Sie eine detaillierte
Aufstellung der Angriffe beider Seiten in der Zeit vor 2014, nebst einer
Visualisierung,
die nahelegt, dass Israel auch in diesem Punkt nicht Opfer sondern Täter war.
Der wirkliche Grund für die Konzentration, Belagerung und Bombardierung von nahezu zwei Millionen Palästinensern in Gaza ist allein das von Israel seit der Staatsgründung verfolgte Ziel, in Palästina mit allen vorstellbaren und unvorstellbaren Mitteln eine jüdische Mehrheit herbeizuführen und aufrecht zu erhalten.
Einen Eindruck dessen, was die israelische Armee 2014 in Gaza angerichtet hat, gibt diese Web-Präsentation
von Anne Paq: Obliterated Families.
Dank
Hiermit möchten wir uns nochmals ganz ausdrücklich
dafür bedanken, dass arte das Schweigen
über die Katastrophe in Gaza wenigstens für einen
Augenblick gebrochen hat und bitten Sie, sehr
geehrte Frau Savin, hiermit ausdrücklich darum, diesen
Dank auch an die in dem offenen Brief genannten
Herren Bergmann und Dr. Nievelstein weiterzuleiten.
Mit freundlichen Grüßen
IPK-Vorstand
Institut für Palästinakunde e.V., Bonn
53175 Weißenburgstrasse 11
www.ipk-bonn.de
Unterzeichner
Organisationen:
'Arbeitskreis Internationalismus Rhein-Main' (Wiesbaden);
'Arbeitskreis Palästina im Nürnberger Evangelischen Forum für den Frieden' (Nürnberg);
'BDS Wiesbaden ' (Wiesbaden);
'BDS-Gruppe Bonn' (Bonn);
'Cafe Palestine Colonia' (Bergheim);
'Cafe Palestine Freiburg e.V.' (Freiburg);
'Café Palestine Zürich' (Zürich);
'Deutsch Palästinensische Gesellschaft Hamburg' (Hamburg);
'Duisburger Netzwerk gegen Rechts' (Duisburg);
'Frauen in Schwarz' (Wien);
'Free Palestine' (Zürich);
'Gesellschaft Schweiz-Palästina' (Schweiz);
'Palästina-Solidarität Zürich ' (Zürich);
'Palästina/Nahost-Initiative Heidelberg ' (Heidelberg);
'PalästinaForum Nahost' (Frankfurt am Main);
'Palästinakomitee Stuttgart e. V.' (Stuttgart);
'Palästinensische Gemeinde Deutschland' (Bonn);
Personen:
Paula Abrams-Hourani, 'European Jews for a Just Peace' (Wien);
Erhard Arendt, 'Palästina Portal' (Dortmund);
H. A., 'BDS-Gruppe Bonn' (Bonn);
W. B. (Herdwangen-Schönach);
Gabi Bieberstein, 'Attac Deutschland' (Bielefeld);
p. B. (Zürich);
R. B. (Zürich);
Volker Bräutigam;
Kerstin Cardemartori, 'LAG Gerechter Frieden in Nahost (DIE LINKE. Nds.)' (Hannover);
Elias Davidsson, Komponist (Kirchen);
H. D. (Duisburg);
G. D. (Ulm);
B. D., 'GEW';
N. P. (Berlin);
Yasmin El-Hakim (Stuttgart);
Franz Eschbach, 'attac' (Karlsruhe);
Ruth Fruchtman, Schriftstellerin (Berlin);
B. G. (Herford);
W. G. (São Paulo );
Inge Hoeger, MdB, 'DIE LINKE' (Berlin);
Suraya Hoffmann, 'Cafe Palestine Colonia' (Bergheim);
E. H. (Karlsruhe);
Jürgen Jung, Schauspieler (München);
Claudia Karas (Frankfurt am Main);
Layla Kilani (Siegen);
I. K. (Taunusstein);
Annette Klepzig, 'Pax Christi' (Wilhelmsfeld);
Ruedi Knutti (Zürich);
A. K. (Huefingen);
A. K. (München);
Wilhelm Langthaler (Wien);
Dieter Lehmann, 'Deutsch Palästinensische Gesellschaft' (Hamburg);
Eva Lehmann, 'Deutsch Palästinensische Gesellschaft' (Hamburg);
Dr. Manfred Lotze (Hamburg);
Prof Dr. Mohssen Massarrat, 'Wissenschaftlicher Beirat attac' (Osnabrück);
Klaus Maßmann, Pfarrer i.R. (Lotte);
Ursula Mathern (Merxheim);
A. M. (Hildesheim);
H. M. (Uitikon);
I. M. (Wachtberg);
P. N. (Essen);
Elfi Padovan, 'LAG Frieden (LINKE)' (München);
Franz Poeschl, Apotheker (Bergisch-Gladbach);
Gudrun Reiß (Karlsbad- Auerbach);
Christoph Rinneberg, 'Kairos-Palästina-Solidaritätsnetz ' (Wembach i.O.);
I. R., 'PalästinaForum Nahost' (Frankfurt am Main);
e. R., 'PalästinaForum Nahost' (Frankfurt am Main);
A. R.;
Ingrid Rumpf, 'Libanonhilfe e.V.' (Pfullingen);
Ursula Sagmeister, 'Frauen in Schwarz' (Wien);
S. S. (Wuppertal);
J. S. (Wiesbaden);
G. S., 'Collectif Judéo Arabe et Citoyen pour la Palestine' (Strasbourg);
G. S. (Ohlsbach);
C. S. (Wiesbaden);
Dr. Angelika Schneider (Bergisch Gladbach);
Hans-Günther Schramm, Berufsbetreuer (Nürnberg);
Heinz-Peter Seidel, Musikwissenschaftler (Berln);
M. S. (Neuss);
Thomas Immanuel Steinberg, Mitglied der Naturfreunde, Hamburg (Hamburg);
H. S. (Kassel);
Dr. theol. Hans-Christoph Stoodt (Frankfurt am Main);
M. S., 'BDS-Gruppe Bonn' (Bonn);
Verena Tobler-Linder (Zürich);
K. T. (Nürtingen);
A. T. (Iserlohn);
S. U. (Alfter);
A. A. (Mainz);
Dr. Angela Waldegg, Künstlerin (Wien);
Dr. Ludwig Watzal, Publizist (Bonn);
Dr. Gabi Weber, 'Cafe Palestine Freiburg e.V.' (Freiburg);
S. W. (Bonn);
A. W. (Barsinghausen);
Dr. Ribhi Yousef (Duisburg);
A. Z. (Freiburg);
H. Z. (Freiburg);
T. Z. (Duisburg)
(ts)