Institut für Palästinakunde - IPK - |
Start
/
Aktivitäten (Archiv)
/
2017072800
Sie haben Post von den 'Freunden Israels'?! [28.07.2017]
Jeder in der Palästina-Solidarität tätige bekommt es früher oder später mit
den Briefen der 'Freunde Israels' - besorgter Bürger der 'Deutsch-Israelischen Gesellschaft',
Mitgliedern der "Deutsch-Israelische Parlamentariergruppe', Vertretern
des 'American Jewish Committee', des 'Arbeitskreis Jüdischer
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten' … - zu tun.
Briefe in denen Sie als Israelhasser, HAMAS-Anhänger, Antisemit
… verleumdet werden, und die natürlich nicht an Sie gerichtet werden,
sondern an Ihren Bürgermeister, Ihre Stadtverordnete, Kirchenvorstände …
und von denen Sie oft erst dann erfahren, nachdem das Gift der Verleumdung
bereits Wirkung gezeitigt hat.
Nachdem die israelische Regierung die BDS-Kampagne als Bedrohung seiner
nationalem Sicherheit erkannt hat - kommen heute insbesondere all jene
Organisationen und Personen in die Schusslinie der 'Freunde Israels', die in irgendeiner Form
mit der BDS-Kampagne in Beziehung stehen.
Für den Fall, dass Sie doch rechtzeitig von einem solchen Brief erfahren haben, haben wir eine kleine Handreichung für Ihren Bürgermeister, Ihre Stadtverordneten, Kirchenvorstände … vorbereitet:
Sehr geehrte Bürgermeister, Stadtverordnete, Landtagsabgeordnete …,
der Brief besteht im Wesentlichen aus einer Aneinanderreihung substanzloser Antisemitismus-Beschuldigungen, die ausschließlich dazu dienen eine nüchterne Auseinandersetzung mit der Forderung der Palästinenser nach einem Boykott Israels zu verhindern.
Das Wesen eines jeden Boykotts besteht darin, den Boykottierten das Leben derart unerträglich zu machen, daß sie sich den Forderungen der Boykotteure beugen. Genau das praktiziert Israel seit einem halben Jahrhundert mit den Palästinensern. Israel hält Millionen von Palästinensern unter Besatzung; nimmt ihnen die Freiheit, die Würde, das Wasser, das Land und das Leben, um sich ihr Land anzueignen und sie zu vertreiben. Die israelische Besetzung Palästinas ist insoweit auch der längste und umfassendste Boykott der Neuzeit. Vor diesem Hintergrund ist die die palästinensische Forderung nach einem Boykott Israels nur fair und mehr als angemessen.
Ein Boykott Israels ist auch unvermeidlich, nachdem die westliche Diplomatie ebenso gescheitert ist wie die „Friedensverhandlungen“. Die westlichen Staaten haben nicht das geringste getan, um Israel zur Beendigung der Besatzung zu zwingen - und tatenlos zugesehen, wie Israel ihre Projekte in Ost-Jerusalem, in der Westbank und Gaza torpediert oder/und zerstört hat. Israel wiederum hat die „Friedensverhandlungen“ allein dafür benutzt, die Zahl der Siedler zu verdreifachen und die territoriale Zerstückelung der Westbank voranzutreiben, um die Palästinenser in Bantustans zu konzentrieren. Der Boykott Israels ist daher die einzige verbliebene Option für für die Palästinenser und die westliche Zivilgesellschaft.
Diese Zusammenhänge versuchen die Verfasser des Briefs hinter einem Feuerwerk aus Antisemitismus-Beschuldigungen zu verbergen, um die BDS-Kampagne in eine Antisemitismus-Schlammschlacht zu ziehen.
Dieser Versuch, den Kampf gegen die Entwürdigung, Entrechtung und Misshandlung von Millionen von Palästinensern als Antisemitismus zu delegitimieren, ist ein Missbrauch der Millionen jüdischer Opfer des deutschen Rassenwahns, den die BDS-Kampagne auf das schärfste verurteilt.
Antisemitismus als Deckmantel
Die Argumente des Briefs basieren primär auf der inflationären Verwendung der Antisemitismus-Beschuldigung, sowie auf Verzerrungen und nackter Ignoranz.
Die unablässige Wiederholung bestenfalls halb-wahrer Beschuldigungen sollen den Leser offenbar davon überzeugen, dass die BDS-Kampagne im allgemeinen und die ((Ihre Organisation)) im besonderen Horte des Antisemitismus seien. Ein Vorgehen das aus Sicht der Verfasser des Briefs sehr effektiv ist. Zum einen, weil sich die Antisemitismus-Beschuldigung wie keine andere dazu eignet die Beschuldigten zu marginalisieren. Zum anderen, weil es unmöglich ist zu beweisen, dass man kein Antisemit ist. (Es ist möglich die Existenz einer Sache zu beweisen, jedoch nicht deren Nichtexistenz.)
All dies dient nicht der Bekämpfung des Antisemitismus, sondern dazu der Zensur-Boykott-Forderung der Verfasser einen legitimen Anstrich zu verleihen, um jene zum Schweigen zu bringen, die nicht nur öffentlich auf die permanenten Verletzungen der Menschen- und der Bürgerrechte der Palästinenser durch Israel hinweisen, sondern die auch eine ebenso praktikable wie wirksame Form der Abhilfe einfordern.
(ts)