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Gewaltexzess in Bonner Mediamarkt: Mitarbeiter attackieren BDS-'Flashmob' [29.06.2014]
Am vergangenen Samstag fand im Bonner Mediamarkt ein Flashmob mit circa dreissig Palästina-Aktivisten aus Bonn (BDS-Gruppe Bonn, IPK e.V., Pal. Gemeinde Bonn), Köln (arbeiterfotografie) und Marburg (Handala e.V.) statt.
Die Aktivisten hielten Protest-Plakate hoch und riefen Parolen um gegen den Verkauf von Trinkwasssersprudlern der Marke sodastream aus der illegalen jüdischen Siedlung Ma'ale Adumim zu protestieren.
Unmittelbar nachdem der Geschäftsführer erschien (dem die Protestierer dieses Schreiben überreichten) und die Teilnehmer des Hauses verwies, stürzten sich mehrere seiner Mitarbeiter auf die beiden Fotografen der Gruppe und versuchten ihnen gewaltsam die Kameras zu entreissen.
Nach den Berichten der Teilnehmer trug sich dann folgendes zu:
Sowohl Klaus Franke, von der Arbeiterfotografie, wie auch Azmi N. wurden in die Zange genommen und auf den Boden geworfen, wobei sie kleinere Blessuren erlitten.
Während die Kamera von Azmi N. dem Zugriff erfolgreich entzogen werden konnte, schlugen oder rangen die Mediamarkt-Angestellte mindestens drei weitere weitere Teilnehmer nieder, die kurzzeitig in den Besitz der Tasche mit Frankes Kamera gelangten oder deren Herausgabe verlangten:
Nachdem die Tasche mit der Kamera in die Hände von Nadja E. und Angelika
Vetter (IPK) gelangte, wurde Nadja E. mit einem
Ellenbogencheck in die Magengegend ausser Gefecht gesetzt und fiel auf
den Rücken, woraufhin die junge Frau sich mehrfach übergeben musste.
Danach nahmen drei Mediamarkt-Angestellte Angelika Vetter in die
Mangel, versuchten ihr die Stofftasche aus der Hand zu reissen, indem
sie der laut um Hilfe rufenden Frau derart die Finger verdrehten, dass
es zunächst so aussah, als ob der Ringfinger gebrochen sei.
Nadja E. wie auch Angelika Vetter liessen ihre Verletzungen im
Bonner Petrus-Krankenhaus untersuchen.
Nachdem sich Henning Kroymann (Rachel Corrie Stiftung) als Anwalt zu erkennen gab, und die Herausgabe der Kameratasche verlangte, wurde er von einem der Angestellten derart zu Boden gestossen, dass er für einige Sekunden die Besinnung verlor.
Der Verfasser dieser Zeilen, der die zweite Kamera von Azmi N. an sich genommen hatte und den Mediamarkt zu verlassen versuchte, wurde dabei von dem Geschäftsführer persönlich attackiert und als 'Wichser' und 'Schwuler' tituliert.
Im Anschluss stellte der für die Prügelarie die volle Verantwortung tragende Geschäftsführer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gegen die Teilnehmer des Flashmobs. Gegen zwei Teilnehmer, die versucht hatten ihre Freunde vor den Angriffen seiner Mitarbeiter zu schützten, stellte er Anzeige versuchter Körperverletzung.
Einige der Angriffenen stellten ihrerseits Strafanzeige gegen die Angestellten des Mediamarkts.
Fazit: Mediamarkt ist Siedlermarkt
Es kann nicht angehen, dass an sich harmlose Proteste in einem Mediamarkt mit Ringkämpfen und blauen Flecken enden, weil sich ein Mediamarktgeschäftsführer für Bruce Willis hält. Einen derartigen Auftritt haben die Israel-erfahrenen Teilnehmer des Flashmobs bisher noch nicht einmal an israelischen Checkpoints erlebt.
Darüber hinaus bleibt die Metrogruppe aufgefordert ihre Geschäftsbeziehungen
mit Firmen einzustellen, die in illegalen jüdischen Siedlungen produzieren:
auf geraubtem Boden, mit geraubtem Wasser und mit palästinensischen Mitarbeitern,
die mangels Alternative gezwungen sind in solchen Unternehmen zu
arbeiten.
Unternehmen, die nicht einen Schekel
an Steuern oder Abgaben an die palästinensischen Kommunen oder die Autonomiebehörde
zahlen, sondern allein an die jeweilge Siedlung und an den israelischen Staat, welche
diese für den Ausbau der illegalen Siedlungen einsetzen.
Anderenfalls wird es unvermeidlich zu weiteren Protesten kommen.
(ts)
Ergänzende Links:
SodaStream - A Case Study for Corporate Activity in Illegal Israeli Settlements
Streit um Soda Stream | friedliche Demo nimmt dramatische Wendung (gonzo)