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Aktivismus: Verfolgung und Bedrohung von Sireen Khudiri beenden! [18.12.2013]

Sireen Khudiri Der IPK-Vorstand appelliert an die israelischen Behörden, die Verfolgung und Bedrohung von Sireen Khudiri und ihrer Familie sofort zu beenden.

Sireen Khudiri (25 J.) aus Tubas befindet sich seit dem 11. November auf der Flucht. Auslöser war ein Einsatz der israelischen Armee, die am frühen Morgen desselben Tages mit mehr als einem Dutzend Militärfahrzeugen in Tubas einrückte und mit zwanzig Soldaten in ihr Elternhaus eindrang, um Sireen zu verschleppen, die sich jedoch nicht im Haus befand.

Sireen Khudiri, die Informatik an der Open University in Tubas studiert, stand schon seit längerem im Fadenkreuz der Besatzer, sowie auch der Sicherheitskräfte der 'Palestinian Authority', die mit BeSatzern kollaborieren.

Das 'Verbrechen' von Sireen Khudiri: Sie ist seit 2009 Aktivistin des Jordan Valley Solidarity Movements (JVSM), einer Gruppe, die gewaltlosen Widerstand gegen die permanente ethnische Säuberungskampagne Israels im Jordantal leistet.

Die Aktivisten unterstützen vor allem die in Zone C, zumeist in kleinen Siedlungen lebenden palästinensischen Hirten: unter anderem indem sie ihnen beim Bau von Häusern und Unterständen - etwa aus selbstgemachten Lehmziegeln - helfen oder bei der Verlegung von provisorischen Wasserleitungen. Solche Aktivitäten in 'Zone C' sind natürlich "illegal".

Sireen Khudiri betätigte sich darüber hinaus als Lehrerin für die Kinder der Hirten, sowie auch für deren Mütter.
Was Sireen vermutlich den Zorn der israelischen Obrigkeit einbrachte, war ihre detaillierte Beschreibung von deren kriminellen Treiben auf ihrer Facebook-Seite: die Zerstörung von Hütten und Zelten sowie der behördliche Diebstahl von landwirtschaftlichen Geräten und Tieren der Palästinenser. Eine Rolle hat gewiss auch ihre Mitwirkung bei diesem Al-Jazeera-Beitrag gespielt - The Last Shepherds of the Valley - der einen Einblick in das Leben unter der Knute der Besatzer erlaubt.


Erste Verhaftung

Sireen wurde erstmals am 15. März, an einem temporären Checkpoint, verhaftet.

Sie wurde in ein israelisches Gefängnis verschleppt und verbrachte dort 22 Tage in Einzelhaft, isoliert von anderen Gefangenen, unerreichbar für ihre Familie oder Anwälte. Nach ihrer Verlegung in ein Gefängnis bei Ashkelon, wurde sie vier Tage lang in einer 1,5 x 2 Meter grossen, von der Aussenwelt isolierten Zelle festgehalten.

Während der Haft musste sie sich in Gegenwart von männlichem Gefängnispersonal bis auf die Unterwäsche ausziehen. Ein besonderes Vergnügen der Wachen bestand darin, jederzeit in die Zelle zu stürmen. Ausserdem wurde sie einem entwürdigendem Lügen-Detektor-Test unterzogen, der offenbar dazu dienen sollte, sie weiter einzuschüchtern und zu ängstigen.

Den Vorwand für ihre Verhaftung lieferte ihr Facebook-Auftritt, auf dem sich ein Bild befunden haben soll, das sie mit einer Waffe in der Hand gezeigt haben soll. Für die israelische Willkürjustiz machte sie das zu einer 'Bedrohung für die Sicherheit der Region'. Ein 'Verbrechen', für das Palästinenser ggf. jahrelang eingesperrt werden können.

Nachdem ihre Familie ein Lösegeld von 7000 NIS (c.a. 1400 Euro) aufgebracht hatte, wurde sie am 15. Juli unter der Auflage freigelassen, sich fünf Jahre von aller politischen Betätigung fernzuhalten. Anderenfalls, so drohte man ihr, werde man sie im Gefängnis, per Administrativhaft, verschwinden lassen.

Auch nach der Freilassung wurde sie zum Ziel telefonischer Drohungen und Erpessungsversuche. Auch seitens der Polizei der 'Palestinian Authority', die unter anderem drohte Gerüchte und Lügen über sie zu verbreiten.

Am 11. November tauchte Sireen ab, um einer weiteren Festnahme zu entgehen.



Chronik der Verfolgung

27. November:

Um 2 Uhr morgens überfielen circa sechzig israelische Soldaten das Haus von Sireen Khudiris Bruder, Waleed, in Tubas (Zone A).

Waleed wurde festgenommen und gezwungen die Soldaten zu begleiten, die zwei Palästinenser in Tubas und vier weitere in Tamun heimsuchten, um sie - teilweise in Begleitung von Waleed - zu verhören.

Als Jugendliche in Tamun die Soldaten mit Steinen attackierten, wurden sie von den Soldaten beschossen, die dazu Walid als 'menschlichen Schutzschild' benutzten.

Waleed wurde am Abend, um 19:00, am Checkpoint Hamra freigelassen.

11. November:

Um 3 Uhr morgens überfielen circa zwanzig israelische Soldaten das elterliche Haus von Sireen Khudiri in Tubas (Zone A). Da sich Sireen Khudiri zu diesem Zeitpunkt nicht im Haus befand, zogen die Soldaten unverichteter Dinge ab.

Anstelle eines Haftbefehls hinterliessen die Soldaten ein auf den Vortag datiertes Dokument, in dem Sireen dazu aufgefordert wurde, sich am Checkpoint Tayasir einzufinden.

 (ts)

Ergänzende Links:
Free Sireen
The Last Shepherds of the Valley (alj)

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