Institut für Palästinakunde
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Reaktionen auf "Leben im Flüchtlingslager": '&hellip unbeschreiblich beeindruckt, bewegt, und sehr glücklich, daß wir diesen Abend erleben durften' [19.09.2010]

Mohammad, Muath und Wa'ad suchen nach den richtigen Wörtern ... ©S. Werner Ein Abend mit dem Jugendtheater "YES" aus Hebron

Am Morgen danach versuche ich zusammen­zufassen, was ich gestern erlebt habe.

Ja, was war es? Ein großer Theaterabend? - Nein, es fand eigentlich kein Theater auf der Bühne statt, sondern gespieltes, authentisches Leben !

Vier Jungen im Alter von 13 bis 16 Jahren berichten von ihrem Leben im besetzten Land, von ihrem Leben im Flüchtlingslager 'Al Fawwar', südlich von Hebron.

In der Vorbereitung dieses Stückes, hat jeder dieser vier jungen Menschen seine Lebensgefühle versucht in Worte zu fassen. Daraus entstand eine schriftliche Vorlage, die die Grundlage zu dieser szenischen Darbietung legte. In behutsamer und einfühlsamer Regie entwickelt sich so eine höchst lebendige, beklemmende, ausgelassene, kraftvolle Aufführung, in der die bedrängenden Themen ihres Lebens im Flüchtlingslager Ausdruck finden.

Die Sprache ist natürlich arabisch, gelegentlich englisch, ein auf deutsch gelesener Text führt durch die einzelnen Szenen. Aber das wäre kaum nötig , denn in der ausdrucksstarken, teils pantomimischen Darstellung versteht man, worum es geht.

Man versteht, dass es um die territoriale und mentale Einschnürung durch die israelische Besatzung geht - und um die unerträgliche Enge des Lebensraumes im Flüchtlingslager.

Die Zuschauer nehmen teil an der Freude einer Hochzeit und der lähmenden Trauer, als während der fröhlichen Hochzeitstanzes die Nachricht vom Tod eines Angehörigen hereinbricht. Eine Schulstunde wird persiflierend dargestellt und eine Fahrt im Taxi, bei der die Fahrgäste, bedingt durch die vielen Schlaglöcher, durchgeschüttelt und hochgeschleudert werden. Das wird urkomisch und grandios dargestellt.

So lag Komisches und Tragisches, Verzweiflung und Freude dicht beieinander in dieser Stunde, die wohl alle Zuschauer tief bewegte.

Das Publikum zeigte seine Begeisterung , indem es sich spontan von den Sitzen erhob, und mit nicht endenwollendem Applaus den vier großartigen Darstellern Mohammad, Muath, Wa'ad und Mohammed seine Ehrerbietung und seinen Dank darbrachte.

Für dieses nachhaltige Erlebnis bin ich dem Institut für Palästinakunde sehr dankbar, das in zähem Bemühen diesen Theaterabend für Bonn ermöglichte.

Sabine Werner

 (ts)

Ergänzende Links:
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