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38. Tag des Medienstreiks gegen Firas Maraghy [01.09.2010]

Firas Maghary vor der isr. Botschaft Berlin (© R. Saadi) Am heutigen Tag hat sich auch die FAZ herabgelassen, den Fall Firas Maraghy zur Kenntnis zu nehmen, so wie schon früher die SZ und am Tag zuvor die ARD-Nachrichten.

Dabei trifft die FAZ nicht nur den Nagel - sondern sich selber auf den Kopf, wenn sie schreibt, daß dies für "Maraghy wichtig [sei], weil ... die Öffentlichkeit das schärfste Schwert ist". Genau möchte man sagen, und so haben sich die drei denn auch ganz im deutschen und im israelischen Staatsinteresse bemüht, den Ball so flach wie nur irgend möglich zu halten.

Wiewohl die Berichte gegenüber Maraghy sachlich und fair sind - oder vielleicht gerade deswegen - haben sowohl die FAZ wie auch die SZ darauf verzichtet, sie in ihrem Online-Angebot sichbar zu machen.
Die ARD hat sich sogar noch tiefer vor dem isr. Staatsinteresse verbeugt, und den Beitrag in die Geisterstunde - in das Nachtmagazin um 01:20 Uhr - verbannt.

Damit haben die Medien ihre Minimalpflicht erfüllt, womit Maraghy das Ende der medialen Fahnenstange erreicht haben dürfte.

Wäre Maraghy Tibeter und säße er vor der chinesischen Botschaft, oder wäre er ein oppositioneller Iraner und säße er vor der iranischen Botschaft, so würden sich 'aspekte', 'titel-thesen-temperamente', 'auslandsjournal' - und wie sie alle heissen - sicher die Klinke in die Hand geben.
Dann würde sich nicht nur der machpolitisch leichtgewichtige Bundestagsvizepräsident, sondern der Aussenminister - wenn nicht sogar der Kanzler - zu Wort melden, um von den Machthabern in Peking oder Teheran eine humanitäre Geste einzufordern.
Das wird jedoch alles nicht passieren, weil die ethnische Säuberung Ost-Jerusalems von seinen arabischen Einwohnern, auf dem Verwaltungsweg, Teil der israelischen und damit der deutschen Staatsraison ist.

Zur Funktion der Medien schrieb vor 45 Jahren der einstige Herausgeber der FAZ. Paul Sethe, einen nach wie vor aktuellen Leserbrief, in dem er zur Feiheit der Presse anmerkte:

„Wie so häufig, ist die Verfassungswirklichkeit ganz anders als die geschriebene Verfassung. Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Journalisten, die diese Meinung teilen, finden sie immer.”

 (ts)

Ergänzende Links:
Solidaritäts Facebook-Seite für Firas Maraghy
Hamoked zum letzten Menschenrechtsreport Israels an die UNO Hamoked, 2010
Jerusalem - Die stille Deportation Hamoked, 1997

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