Institut für Palästinakunde
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Free Gaza - Kleine Anleitung zum Reinwaschen [10.06.2010]

Unmittelbar nach der mörderischen Attacke auf die Free Gaza Flotte, setzte das Trommelfeuer der israelischen Desinformationsbattaillone auf die 'öffentliche Meinung' ein. Und nicht einer der millionenschweren öffentlich-rechtlichen 'Anchormen' war sich zu schade, sich dabei als Multiplikator der israelischen Propaganda zu betätigen.

Besonders ernüchternd, daß das israelische Propaganda-Programm seit Jahrzehnten das gleiche ist: Die Ermordeten sind nicht nur - wie immer - 'selber schuld', sondern natürlich auch alle Antisemiten! Denn - wer, wenn nicht fanatische Antisemiten können nur auf die Idee kommen, sich einer israelischen Kugel in den Weg zu stellen? Nicht nur, um das Opfer - den israelischen Todesschützen - zu traumatisieren, sondern um es auch noch als hinterhältigen Mörder (!) denunzieren.

Der amerikanische Politologe Stephen M. Walt, Mitautor von 'Die Israelobby', hat sich die Mühe gemacht, das keineswegs nur von Israel eingesetzte Reinwaschungs-Programm - die Umkehrung der Realität, Kausalität und Verantwortung - in die Form eine 21 Punkte umfassenden Anleitung zu gießen:

Kleine Anleitung zum Reinwaschen

  1. Wir waren es nicht! (Dementis funktionieren normalerweise nicht, aber einen Versuch ist's wert.)
  2. Wir wissen, daß Ihr glaubt, daß wir es waren - aber wir geben nichts zu.
  3. Zugegeben, könnte sein, daß wir was getan haben, aber nicht das, dessen Ihr uns beschuldigt.
  4. OK, wir waren es aber es war nicht so schlimm ("Water-boarding ist nicht wirklich Folter, wisst Ihr ...")
  5. Gut, es war ganz schön schlimm, aber es war gerechtfertigt oder notwendig ("Wir foltern nur Terroristen oder Terrorismusverdächtige oder Leute die einen Terroristen kennen könnten.")
  6. Was wir getan haben war doch ganz schön zurückhaltend, wenn Ihr euch mal anseht wie mächtig wir sind. Ich meine, wir hätten noch was viel schlimmeres tun können.
  7. Nebenbei, was wir getan haben war formaljuristisch legal, den Interpretationen internationalen Rechts zufolge (oder zumindestens nach den Interpretationen unserer Anwälte, so wie wir das Recht anwenden).
  8. Vergesst nicht, die andere Seite ist viel schlimmer. Die sind teuflisch. Wirklich.
  9. Ausserdem, sie haben angefangen.
  10. Und denkt dran. Wir sind die guten Jungs. Wir sind moralisch nicht zu vergleichen mit den bösen Jungs, was auch immer wir getan haben. Nur moralisch begriffsstutzige, fehlgeleitete Kritiker versagen darin, den fundamentalen Unterschied zwischen IHNEN und UNS zu erkennen.
  11. Das Ergebnis war vielleicht nicht perfekt, aber wir hatten noble Absichten. (In den Irak einzumarschieren hat vielleicht zu einigen zehntausend Toten und Verletzten sowie zu Millionen von Flüchtlingen geführt, aber wir haben es gut gemeint.)
  12. Wir müssen so Dinge tun, um unsere Glaubwürdigkeit aufrecht zu erhalten. Ihr wollt die bösen Jungs doch nicht etwa ermuntern, oder?
  13. Ganz besonders weil Gewalt die einzige Sprache ist, welche die andere Seite versteht.
  14. Tatsächlich war es zwingend ihnen eine Lektion zu erteilen. Zum x'ten mal.
  15. Wenn wir ihnen das nicht angetan hätten, dann hätte sie uns zweifellos noch was viel schlimmeres angetan. Gut, vielleicht auch nicht. Aber wollt Ihr es wirklich darauf ankommen lassen?
  16. Faktisch hätte keine verantwortliche Regierung anders handeln können, angesichts einer solchen Provokation.
  17. Dazu hatten wir keine andere Wahl. Was wir getan haben mag schrecklich sein, aber alle anderen politischen Optionen hatten bereits versagt - und was anderes hätte nicht funktioniert.
  18. Die Welt da draussen ist hart, und ernsthafte Leute verstehen, dass man manchmal solche Sachen machen muss. Nur ignorante Idealisten, Terror-Sympathiesanten, feige Friedensapostel und/oder verräterische Linke würden unsere Aktion in Frage stellen.
  19. Tatsache ist, was auch immer wir getan haben - es war angemessen, und eines Tages wird der Rest der Welt uns dafür danken.
  20. Wir sind Opfer eines Doppelstandards. Andere Staaten tun dieselben Dinge (oder schlimmere) und keiner beklagt sich darüber. Was wir taten ist daher zulässig.
  21. Und wenn Ihr uns weiter kritisiert, dann werden wir richtig sauer und könnten was wirklich verrücktes tun. Und das wollt Ihr doch nicht, oder?

Nach Bedarf wiederholen.

 (ts)

Quellen:
Das Unverteidigbare verteidigen: Eine Anleitung von Stephen M. Walt

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