Die Palästinenserin Suad Amiry ist Architektin und Direktorin des von ihr gegründeten Riwaq-Zentrums für palästinensische Architektur in Ramallah.

Für ihr erstes Buch „Sharon und meine Schwiegermutter“ ist sie in Italien mit dem Premio Viareggio-Versilia Preis ausgezeichnet worden.

Im September vergangenen Jahres erschien im Fischer TB Verlag ihr neues Buch mit (un)gewöhnlichen Geschichten über den israelisch-palästinensischen Konflikt. In ihnen erzählt die Autorin über ihre Erfahrungen und ihrem Leben in der Westbank von den 80er Jahren in die jüngste Gegenwart.

Suad Amirys Buch gibt entgegen der aktuellen Nachrichten einen tiefen Einblick in die absurde Realität des palästinensischen Alltags. Die Autorin erzählt Geschichten von einer Welt, in der ein Hund leichter einen Pass für Jerusalem bekommt als ein Mensch. In der für eine Fahrt von Ramallah zum dreißig Kilometer entfernten Jericho drei Autos benötigt werden. In der ein Israeli die Hilfsbereitschaft eines Palästinensers zunächst als Bedrohung empfindet.

Klug und scharfsinnig zeigt Suad Amiry, wie ein Leben sich anfühlt, in dem die „ewige Sehnsucht nach Normalität“ allgegenwärtig ist. Tragisch und humorvoll zugleich beschreibt die Autorin, wie sie einem israelischen Soldaten bei einer Straßenkontrolle minutenlang in die Augen starrt bis dieser schließlich die Nerven verliert. Was ist schon ein starrer Blick gegen den jahrelang währenden ungleichen Kampf zwischen ihnen und den Besatzern? Sie fragt sich, „wie hättest du reagiert, wenn du wie ich so viele Jahre unter der Besetzung gelebt hättest, oder wenn dein Recht einzukaufen, ebenso wie jedes andere Recht, Tag und Nacht verletzt würde, wenn die Olivenbäume im Obstgarten deines Großvaters entwurzelt oder dein Haus zerstört worden wäre, wenn deine Schwester ihre Schule nicht erreichen könnte oder dein Bruder drei lebenslängliche Haftstrafen bekommen hätte, wenn deine Mutter am Checkpoint ein Kind geboren hätte oder du im heißen August tagelang für eine Arbeitserlaubnis angestanden wärest, oder wenn du nicht in den arabischen Osten Jerusalems zu den Menschen könntest, die dir wichtig sind.“ So sieht das tägliche Leben der Palästinenser aus. Ein berührendes Buch über die Sehnsucht nach Frieden und Normalität.