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Rundreise mit dem israelischen Bürger- und Menschenrechts-Aktivisten Dr. Gadi Algazi aus Tel Aviv (15. - 21. Juli)
In diesem Juli organisiert das IPK zwischen dem 15. und dem 21. eine
Vortragsreise mit dem deutschsprachigen Bürgerrechts- und Menschenrechtsaktivisten
Dr. Gadi Algazi aus Tel Aviv, die durch sechs deutsche Städte führen
wird.
Den Themen-Schwerpunkt bildet die Situation der arabischen Beduinen (israelischen Staatsbürgern !)
im Negev, von denen rund einhunderttausend in rund 40 nicht anerkannten
Dörfern leben, die über keinerlei öffentliche Infrastruktur - Strassen, Kanalisation, Elektrizität, Schulen, Krankenhäuser etc. - verfügen.
30.000 bis 70.000 von ihnen sollen im Rahmen eines staatlichen
"Entwicklungsprogramms" durch
Zwangsumsiedlung
von ihrem Land getrennt und in einigen wenigen Orten konzentriert werden.
Thematisiert wird auch der
Jüdische Nationalfond (JNF),
der an diesem "Entwicklungsprogramm" beteiligt ist, während seine deutsche Tochter-Organisation
hierzulande vortäuscht, dass es sich bei ihm um eine Art Umweltschutzorganisation handele.
Gadi Algazi
Gadi Algazi wurde 1961 in Tel-Aviv geboren, hier lebt er noch heute.
Er hat in Göttingen promoviert und ist heute
Professor für Mediävistik
an der Universität Tel-Aviv.
Gadi Algazi kann auf eine lange Geschichte in der israelischen Bürgerrechtsbewegung
zurückblicken. Bereits als Achtzehnjähriger organisierte er eine Gruppe von
Kriegsdienstverweigerern. 1979 verweigerte er den Dienst in der israelischen
Armee und wurde dafür ins Gefängnis geworfen. Frei kam er dank einer
internationalen Kampagne auch mithilfe von 'amnesty international'.
2000 war er an der Gründung der jüdisch-arabischen Gruppe
Ta'ayush
("Zusammenleben") beteiligt, die in der Westbank zahlreiche gewaltlose
Aktionen zur Unterstützung der palästinensischen Zivilbevölkerung
gegen die Mauer organisierte.
Heute ist er vor allem für
Tarabut-Hithabrut aktiv, die nach dem
Libanonkrieg 2006 gegründet wurde. Diese Gruppe - Tarabut bedeutet
"Zusammenbringen" - ist eine eine jüdisch-arabische Organisation, die versucht,
benachteiligte und diskriminierte Juden und Palästinenser in Israel
zusammenzubringen.
In diesem Zusammenhang hat sich Gadi besonders für die Beduinen im
Negev, im Süden Israels eingesetzt, von denen aktuell mehrere
zehntausend von Enteignung und Vertreibung bedroht sind.
Der 'Jüdische Nationalfonds' (JNF)
Der
Jüdische Nationalfonds (JNF),
der sich in Deutschland als philanthropische Umweltschutzorganisation ausgibt, ist Israels älteste und bedeutendste Siedlerkolonialorganisation.
Seit seiner Gründung im Jahr 1901 bestand seine Aufgabe darin Land aufzukaufen, die gegebenfalls auf dem Land befindlichen arabischen Pächter zu vertreiben und es mit Juden zu besiedeln, um so die territoriale Grundlage für den jüdischen Staat zu schaffen.
Bis zum sogenannten "Unabhängigkeitskrieg" im Jahr 1948 gelang es dem JNF eine Fläche von 936 Quadratkilometern unter seine Kontrolle zu bekommen.
Auf die durch den Krieg ermöglichte physische Entfernung von 750.000 Palästinensern - die zwingende Voraussetzung für die Gründung des jüdischen Staates in Palästina - folgte deren Enteignung.
Dazu erliess der israelische Gesetzgeber anfang der 50er Jahre Gesetze, die allein dazu dienten die vertriebenen Palästinenser zu enteignen und ihren Privatbesitz in den Besitz des Staates zu bringen.
Zu einem der Hauptprofiteure dieses Raubzugs wurde der JNF, der dem Staat den Grossteil des geraubten Landes abkaufte, so dass der JNF heute rund 2,500 Quadratkilometer, rund ein Achtel der der Landfläche Israels kontrolliert.
An seinen kolonialen, ethnisch diskriminierenden Statuten hielt der JNF dabei fest: Bis heute verpachtet er Land ausschliesslich an Juden. Seine Pachtverträge, die auch die Beschäftigung von Nichtjuden auf dem gepachteten Land ausschliessen, sehen bei Verstössen gegen diese Zweckbindung Strafen vor.
Trotz seiner räuberischen Vergangenheit, seiner andauernden ethnisch diskriminierenden Verpachtungspraxis und seiner gegenwärtigen Beteiligung an Programmen zur Zwangsumsiedlung von Beduinen im Negev, gehören der JNF und seine Projekte zu den Lieblingen der Vertreter der amtlichen 'deutsch-israelischen Freundschaft'.
JNF: Bulldozer gegen Beduinen
Im Negev ist der JNF federführend an einem sogenannten
'Entwicklungsplan'
beteiligt, der zum Ziel hat, hunderttausende von Juden im
Negev
anzusiedeln.
Gleichzeitig plant der israelische Staat
mehrere zehntausend
Beduinen von ihrem Land zu vertreiben
und sie zwangsweise in von Arbeitslosigkeit und
Kriminalität gezeichneten
Townships
anzusiedeln. Die Dörfer der Beduinen, deren
Anerkennung
der israelische Staat ablehnt, obgleich viele bereits vor
der Staatsgründung bestanden, sollen mit der technischen
Unterstützung des JNF zerstört werden und teilweise unter
JNF-Wäldern verschwinden.
Der Zweck dieser hierzulande als 'Umweltschutzprojekte'
ausgegebenen Wälder besteht hier ganz ausschließlich
darin, die Spuren der Geschichte der Palästinenser unter
den Bäumen zu begraben und sie endgültig an der Rückkehr
oder Nutzung ihres Landes zu hindern.
Eines dieser 'nicht anerkannten' Dörfer, dessen Bewohner
sich auch mithilfe jüdischer Aktivisten gegen die
Vertreibung durch den JNF zu wehren versuchen, ist
Al-Arakib, dessen Behausungen schon über
40 mal niedergerissen
wurden. Dass Al-Arakib über einen
rund 100 Jahre alten
Friedhof
verfügt und auch auf
britischen Karten
verzeichnet ist, die auf vor der
Staatsgründung datiert sind, spielt vor israelischen
Gerichten keine Rolle. Denn gestützt auf eine rein von
staatlichen Interessen geleitete Auslegung des britischen
und osmanischen Rechts kamen die Richter zu dem
Urteil,
dass Al-Arakib eine neue „illegale“ Beduinen-Siedlung sei.
Der unerwartet zähe Widerstand in Al-Arakib hat jedoch
weit über den Negev hinaus Aufmerksamkeit auf sich
gezogen. Prominente Israelis wie David Grossmann und Amos
Oz forderten ihre Regierung in dieser
Petition
dazu auf, die Vertreibung der Beduinen zu stoppen. Sogar
das EU-Parlament hat sich mit dem Fall befasst und
verlangt in dieser
Entschließung
ein Ende der Vertreibungen
- mit der Unterstützung von Parlamentariern der SPD und der GRÜNEN.