Institut für Palästinakunde
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(Arab. Munazamat at-Tahrir al-Falastiniya, Palestine Liberation Organization, Palästinensische Befreiungsorganisation). 1964 gegründeter Dachverband politischer und militärischer palästinensischer Gruppierungen, die die Befreiung Palästinas und die Errichtung eines unabhängigen palästinensisch-arabischen Staates im ehemaligen Mandatsgebiet Palästina – oder in Teilen davon – zum Ziel haben.

Auf der ersten arabischen Gipfelkonferenz 1964 in Kairo wurde unter Nassers Einfluss die Errichtung einer unabhängigen palästinensischen Nationalbewegung beschlossen. Der Palästinensische Nationalrat, der sich damals aus Repräsentanten der seit 1948 verstreuten palästinensischen Gesellschaft zusammensetze, gründete daraufhin auf seiner ersten konstituierenden Versammlung in Ostjerusalem die PLO. Der Nationalrat bildete als Legislative der PLO das oberste politische Gremium und fungierte bis zur Wahl des Palästinensischen Legislativrats 1996 als Parlament im Exil. Die Delegierten setzten sich offiziell etwa zur Hälfte aus ernannten Mitgliedern der Guerilla-Gruppen zusammen. Die Mitglieder des Nationalrats wählen das Exekutivkomitee, das oberste Führungsgremium der PLO. Diesem unterstehen verschiedene Bereiche, die u.a. für Finanzen, Auswärtiges und Soziales zuständig sind. Die PLO entwickelte sich somit zu einer gewichtigen nationalen Institution, die sich nicht nur dem Befreiungskampf widmete, sondern sich auch zum Nukleus eines palästinensischen Staates mit militärischen, aber auch wirtschaftlichen, sozialen und bildungspolitischen Aufgaben heranbildete.

Die PLO blieb bis 1967 unter der radikalen Kontrolle des ägyptischen Staatspräsidenten. Erst die Niederlage im Junikrieg und die Erkenntnis der Palästinenser, dass sie allein für die Erlangung ihrer Rechte verantwortlich sind, gab der PLO ein eigenes Gewicht. Ahmed Shuqairi, der erste, von Ägypten eingesetzte Vorsitzende, musste seinen Rücktritt einreichen, und nach einer kurzen Übergangsphase unter Yahya Hamouda übernahm Yassir Arafat 1969 den Vorsitz. Seitdem besteht der Palästinensische Nationalrat nicht nur aus regionalen Delegierten, sondern vor allem auch aus Vertretern der ideologisch unterschiedlich ausgerichteten Organisationen und paramilitärischen Gruppierungen des palästinensischen Widerstands, dominiert von Arafats Al-Fatah. Erst unter Arafats Führung wurde die PLO zu einer unabhängigen nationalen Vertretung, die sich vom arabischen Nationalismus abwandte, politische Institutionen schuf und die eigene palästinensische Identität nicht nur im Bewusstsein der Palästinenser selbst, sondern auch in der Weltöffentlichkeit verankerte.

Die größte Untergruppe der PLO ist die Al-Fatah. Eine weitere wichtige Gruppierung innerhalb der PLO ist die Volksfront für die Befreiung Palästinas unter George Habash. Von ihr spaltete sich 1969 die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas.

Ein Teil der PLO-Gruppierungen gründete 1974 die Ablehnungsfront als Antwort auf die von Arafat immer stärker propagierte mögliche Teilstaatslösung. 1983 verließen einige Organisationen zusammen mit der Al-Fatah-Rebellen die PLO, um gegen Arafats Bruch mit Syrien zu protestieren.

Der Kampf der PLO gegen Israel war in den Jahren 1967 bis 1974 durch kompromisslose Ablehnung des Staates Israel, durch weltweite Gewalt- und Terroraktionen gekennzeichnet. Finanziell wurde die PLO von den reichen Ölstaaten der arabischen Halbinsel gefördert. Die militärischen Aktionen wurden aus dem Libanon und Jordanien ausgeführt. In Jordanien entwickelte sich die PLO Ende der 1960er Jahre zu einem Staat im Staate und stellte die Legitimität des jordanischen Regimes in Frage.

Nach der blutigen Zerschlagung der Fedaiyn während des Schwarzen September 1970 ließen sich die PLO-Verbände im Libanon nieder. Im Zuge der israelischen Invasion des Libanon wurden die PLO-Kommandos 1982 aus dem Südlibanon und Westbeirut vertrieben. Ein Jahr später verlor Arafat ein letztes Einflussgebiet um Tripolis. Daraufhin verlegte die PLO ihr Hauptquartier nach Tunis. Im April 1996 versammelte sich der Palästinensische Nationalrat erstmals in Gaza.

Als Jordanien 1988 den Anspruch auf das Westjordanland 1988 aufgab, gelang es der PLO als einzige Vertretung aller Palästinenser aufzutreten. Im November 1988 rief sie auf der 19. Sitzung des Palästinensischen Nationalrats in Algier einen unabhängigen Palästinenserstaat aus. Israel behielt aber weiterhin seine ablehnende Haltung bei und akzeptierte die PLO und ihre rechtmäßige Rolle erst im September 1993.

ROTTER, Gernot / Schirin Fathi (2001): Nahost-Lexikon – Der israelisch-palästinensische Konflikt von A-Z. Heidelberg. Palmyra Verlag.

(di)

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