Institut für Palästinakunde
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Khalil Sakakini wurde am 23.Januar 1878 in Jerusalem geboren. Seine Familie waren christliche Araber, eine Großmutter war Griechin, so dass er auch später viel Interesse an griechischer Musik und Philosophie fand. In Jerusalem ging er in eine griechisch orthodoxe Schule, sein College absolvierte er am CMs College (anglikanische christliche Missions-Gesellschaft), von Bischof Blyth gegründet. Danach ging er ans Zion English College. Später reiste Sakakini nach Großbritannien und von da aus in die USA, um seinen Bruder Yusif zu besuchen, welcher als Händler in Philadelphia arbeitete. Während seines 9 monatigen Aufenthalts in Amerika übersetzte und schrieb er für arabische Literaturmagazine an der Ostküste und half Professor Richard Gottheil von der Columbia Universität bei Übersetzungen

Als er 1908 wieder nach Palästina zurückkehrte, begann er als Journalist bei der Al-Asmai` Tageszeitung zu arbeiten, unterrichtete die arabische Sprache an der Salahiyya-Schule und fungierte als privater Hauslehrer für Nichtstaatsangehörige an der American Colony. Er gründete schließlich 1909 die „Dustiyyah school“, welche dafür bekannt wurde, dass sie sich an die arabische Nationalität annäherte. Zusätzlich gilt er als Pionier für ein progressives Ausbildungssystem, was meint: keine Graduierung, Prämien oder Bestrafungen für Studenten, aber eine große Betonung auf musikalischer Ausbildung und Sport. Ebenfalls führte er ein neues System ein, die arabische Sprache zu lehren und stellte Arabisch nun vor Türkisch an erste Stelle.

Sakakini schrieb 1913 ein Pamphlet mit dem Titel „Die orthodoxe Renaissance in Palästina“, worin er die griechisch orthodoxe Kirche in Jerusalem als korrupt anprangerte, was schließlich zu seiner Exkommunion führte. Die Ottomanen autorisierten ihn am letzten Tag ihrer Befugnismöglichkeiten 1917 zusammen mit Alter Levine (ein polnisch-amerikanischer Jude und Jerusalemit) zu inhaftieren, nachdem er ihm Zuflucht gewährte. Zusammen kamen sie in Damaskus ins Gefängnis, wo sie enge Freunde wurden. Nach seiner Entlassung lebte er für eine kurze Zeit bei Musa Alami, einem früheren Schüler, welcher für den „Arabischen Aufstand“ die Hymne komponierte. Zusammen mit seiner Frau begann er 1919 für die Autorität Palästinas in der Ausbildung zu kämpfen und wurde zum Kopf des Jerusalemer Lehrercollege ernannt. Später wurde er Inspektor der Organisation „Educational Authority of Palestine“. Diesen Posten hielt er 12 Jahre inne, bis er ihn aus Protest wegen der Ernennung eines Juden, Herbert Samuel, zum High Commissioner über das Palästinensische Mandat, niederlegte.

Nachdem er in Kairo als Schuldirektor gearbeitet hatte, kehrte er 1926 zurück und wurde Ausbildungsdirektor. Dieser Posten erlaubte es ihm, seine Ausbildungsphilosophie in ländliche Dörfer zu tragen. Zur selben Zeit schrieb er politische Kommentare für die Tageszeitungen Al-Muqtataf, Al-Hilal und Al-Siyassa al Usbuìyya, komponierte Vaterlandsgedichte und sprach auf politischen Veranstaltungen. Schließlich gründete er 1925 die Wataniyya-Schule, 1938 das Nahda-College in Jerusalem und investierte 1934 für drei Jahre viel Zeit und Energie, ein neues Haus in der Katamon Nachbarschaft zu bauen. Khalil Sakakinis Frau Sultana verstarb im Oktober 1939, über ihren Tod

kam er nie hinaus und trauerte bis zu seinem letzten Tag. Er schrieb Gedichte, in denen er sie lobpreiste.

Während des Arabisch-Israelischen Krieges 1948 flohen Sakakinis als eine der letzten Familien aus der Katamon Nachbarschaft nach Kairo. Einige Tage zuvor wurde die Stadt geteilt. Dort wurde Sakakini vom ägyptischen Schriftsteller Taha Hussein nominiert, in die „Arabic Language Academy“ einzutreten. Den plötzlichen Tod seines 39 jährigen Sohnes Sari 1953 durch einen Herzinfarkt verwand Khalil nicht und starb selbst drei Monate später. Seine zwei Töchter Dumya und Hala zeigen ebenfalls eine lange Karriere im Bildungswesen auf. Hala editierte die Zeitschrift ihres Vaters, welches 1955 publiziert wurde und schrieb zwei Memoiren in englischer Sprache „Jerusalem and I“ und „Twosome“.

Während Khalils gesamten Lebens schloss er immer die europäische Kultur mit ein. Er gab sich selbst wegen seiner griechischen Vorfahren augenzwinkernd den Namen „Socrates“. Sakakini hielt seine humanitären Ideen nicht versteckt und handelte stets nach der Devise „human being, God willing“ (frei übersetzt: Mensch sein und nach Gottes Willen handeln). Er definierte sich selbst aber in erster Linie als Araber, welcher von seinen Mitmenschen als Vater des arabischen Nationalismus getitelt wurde, da er die Menschen ermutigte,

Selbstbewusstsein zu erlangen mit dem Bestreben, einen eigenen Staat zu bilden. Er lebte mit der Vision, Palästina mit Syrien zu vereinen. Außerdem sah er den Zionismus als größte Bedrohung an und glaubte, dass das jüdische Recht auf Grund und Boden in Palästina verfällt, wenn den Arabern das Recht auf Leben anerkannt wird. Während der arabischen Revolte von 1936-1939 applaudierte er die Attacken auf die Juden, allerdings besorgt, dass die Gegenwehr der Rebellen ein schlechtes Licht auf die palästinensische Bevölkerung werfen könnte, da die Zeitungen und das Radio von den Juden kontrolliert wurden und es keine Medienfreiheit gab.

Sakakini setzte sich vehement gegen die einreise von Holokaustüberlebenden in Palästina ein, weil er argumentierte, dass ein humanitäres Gesamtproblem auch von allen Menschen auf der Erde getragen werden müsste und nicht nur von einer Nation allein, welche sogar überhaupt nicht Verursacher des jüdischen Leids in Deutschland war. Er war von der Aussage der Juden geschockt, sich in Palästina ein neues Heimatland aufzubauen und die Araber so schnell wie möglich heraus zu schmeißen.

Sakakini war Zeit seines Lebens ein Anwalt für alles Soziale.

Khalil Sakakinis Veröffentlichungen beinhalten Abhandlungen für Schulausbildungen; Ansammlungen von Gedichten; literarische, philosophische und politische Essays und ein Tagebuch. Eine Straße und eine Schule in Jerusalem sowie eine Straße in Kairo wurden nach ihm benannt. Seine Werke wurden in der Hebrew University of Jerusalem aufbewahrt. Das Khalil Sakakini Cultural Center in Ramallah bat 2001 die Behörde erfolgreich, eine Hauptverkehrsstraße im Stadtzentrum nach ihm umzubenennen. Im selben Jahr begann das Kulturzentrum, das Tagebuch von ihm zu bearbeiten und herauszugeben, welches er von 1907 bis 1952 führte. Der erste von acht Bänden kam 2003 heraus. Im selben Jahr wurde Sakakinis Erbe dem Zentrum hinterlassen, darunter Schriftstücke, Bücher und persönliches Hab und Gut, welche das gesamte Jahr über im Foyer ausgestellt sind.

Khalil Sakakini wurde in Kairo beerdigt.

www.p-gemeinde-hessen.org/UnsereWelt-4u5.pdf (11.03.2010)

(di)

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