Institut für Palästinakunde
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Start / Chronik / Die Golfkrise

Die Kuwaitkrise als Vorstufe zum zweiten Golfkrieg begann am 2. August 1990, als Saddam Husseins Truppen in Kuwait einmarschierten. Im Gegenzug formierte sich im Januar 1991 eine antiirakische Allianz unter amerikanischer Führung, an der Ägypten, Syrien und Saudi-Arabien jeweils aus unterschiedlichen Gründen teilnahmen. Auf Druck der amerikanischen Regierung, die die arabischen Koalitionspartner nicht brüskieren wollte, beteiligte sich Israel nicht an der von Januar bis Ende Februar 1991 dauernden Militäroffensive, obwohl es mit irakischen Scud-Raketen beschossen wurde und somit seinen Grundsatz der Selbstverteidigung diplomatischen Überlegungen unterwarf.

Der Golfkrieg veränderte die politische Landschaft des Nahen Ostens nachhaltig. In erster Linie bewirkte er eine Spaltung der vielgepriesenen „arabischen Nation“ und stellte den Mythos des Panarabismus endgültig bloß. Die palästinensische Führung verkannte die machtpolitischen Verhältnisse und unterstützte Saddam Hussein. Die Sympathien für Saddam Hussein beschränkten sich jedoch nicht auf die Führung der PLO, sondern waren auch unter den Palästinensern in den besetzten Gebieten, in Jordanien und sogar in Syrien weit verbreitet. Saddam Husseins Anspruch, die künstlichen, vom Kolonialismus geschaffenen Grenzen aufzuheben, fand in einer breiten arabischen Öffentlichkeit Resonanz, obwohl er als brutaler Diktator galt. Die von Saddam Hussein propagierte Verknüpfung zwischen der Befreiung Kuwaits und der Palästinas, stieß bei vielen Palästinensern auf Zustimmung, insbesondere da unter ihnen der Eindruck vorherrschte, die Weltöffentlichkeit ignoriere das Palästinaproblem. Hinzu kam, dass viele Palästinenser zwar in Kuwait und anderen Golfstaaten gearbeitet hatten, sich dort jedoch diskriminiert fühlten und daher gegenüber den Kuwaitis wenig Sympathie empfanden.

Iraks Niederlage im Golfkrieg isolierte auch die PLO, die nach dem Zerfall des Ostblocks sowieso schon ihr politisches Gegengewicht verloren hatte. Die Palästinenser hatten viele Sympathien durch ihre demonstrative Parteinahme für Saddam Hussein eingebüßt – eben jene Sympathien und jenes Vertrauen, die sich durch die Intifada gerade mühsam errungen hatten. Darüber hinaus bezahlte die PLO im Unterschied zur Hamas mit ihrer offensichtlichen Parteinahme einen hohen finanziellen Preis. Saudi-Arabien und die Golf-Emirate reduzierten nicht nur drastisch ihre Zahlungen, sondern wiesen auch die meisten der am Golf lebenden und arbeitenden Palästinenser aus, allein 250 000 bis 300 000 aus Kuwait.

Der finanzielle Ruin der PLO, die geschwächte Position der arabischen Staaten im allgemeinen und die hoffnungslose Lage der Palästinenser im besonderen sowie der gesteigerte Einfluss der USA, die nach dem Golfkrieg ihre „neue Weltordnung“ umsetzen wollte, ermöglichten schließlich die Madrider Friedenskonferenz.

ROTTER, Gernot / Schirin FATHI (2001): Nahost Lexikon – Der israelisch-palästinensische Konflikt von A-Z. Heidelberg. Palmyra.

(di)

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