Institut für Palästinakunde
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Benyamin Netanyahu (geb. 1949 in Tel Aviv) war von 1996 bis 1999 Israels neunter Ministerpräsident und von 1993 bis 1999 Vorsitzender des Likud. Seit seiner verheerenden Niederlage gegen Ehud Barak bei den Wahlen im Mai 1999 hat er sich vollständig von der politischen Bühne zurückgezogen- obwohl Kenner der israelischen Szene mit einem wahrscheinlichen politischen Comeback rechneten, besonders nachdem er im September 2000 von allen Vorwürfen, speziell der Korruption, freigesprochen wurde und im Dezember 2000 seine Bereitschaft signalisierte, erneut für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidatieren; er zog seine Kandidatur später jedoch wieder zurück.

Netanyahu war der erste Ministerpräsident, der nach der Errichtung des Staates Israel geboren wurde und der erste, der durch ein direktes Mandat in sein Amt gewählt worden war. Aufgrund seines ausgeprägten Charismas wird Netanyahu in Israel auch „der Magier“ genannt, und er versprach sich daher viel von einer Direktwahl, in der das Persönlichkeitsprofil stärker zum Ausdruck kommt; Netanyahu unterstützte die Änderung des Wahlmoduls als einziges Likudmitglied von Anfang an. Eine zweite Reform des israelischen Wahlrechts war die Einführung innerparteilicher Vorwahlen, die es dem Likud-Neuling Netanyahu ermöglichten, relativ schnell an die Parteispitze zu gelangen.

Netanyahu verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit in den USA. Nachdem er seinen Armeedienst von 1967 bis 1972 in einer israelischen Eliteeinheit abgeleistet hatte, kehrte er zum Studium der Architektur und der Betriebswirtschaftslehre an das Massachusets Institute of Technology (MIT) in die USA zurück. Er arbeitete in Boston, als sein Bruder Yonathan bei der Geiselbefreiungsaktion in Uganda („Operation Entebbe“) 1976 ums Leben kam. Dieses Ereignis war ein entscheidender Wendepunkt in Netanyahus Leben; er kehrte endgültig nach Israel zurück. Kritiker meinen allerdings, dass er damals schon das Potential erkannte, politisches Kapital aus dieser Tragödie zu schlagen. Auf jeden Fall gründete Natanyahu 1980 das Yonathan Institute for Study of Terrorism.

Anfang der achtziger Jahre bedann auch die politische Tätigkeit Netanyahus, die ihn zurück in die USA führte, zunächst für zwei Jahre von 1982 bis 1984 an die israelische Botschaft in Washington und später als Botschaftler Israels trainierte er sein rhetorisches Können und erläuterte der amerikanischen Öffentlichkeit die oft schwierigen und unbequemen israelischen Positionen. Diese Fähigkeit kam ihm auch später zugute, u.a. 1991, als er Israels Hauptverhandlungsführer bei der Madrider Friedenskonferenz war. Seit 1988 war Netanyahu Knessetmitglied. Er zählte zum rechten Flügel des Likud, der u.a. zeitweise auch die Meinung vertrat, dass es schon einen palästinensischen Staat in Jordanien gäbe. Sein Wahlslogan für das Amt des Ministerpräsidenten war „Frieden mit Sicherheit“, wobei er eindeutig die Sicherheit und Stärke Israels über den Frieden stellte. Netanyahus Amtszeit ist von Skandalen und einer Manövrierunfähigkeit gekennzeichnet, die durch seine breit gefächte Koalition mit allen religiösen Parteien verursacht wurde. Während seiner Amtszeit erlebten die Friedensverhandlungen mit den Palästinensern einen heftigen Rückschlag. Hindernisse auf dem Weg zum Frieden waren z.B. der verstärkte Siedlungsbau und Natanyahus Forderung, die Verhandlungen über den entgültigen Status Palästinas vor Rückgabe der im Oslo-II-Abkommen festgelegten Gebiete zu führen. Die Verhandlungen mit Syrien brachen während seiner Regierungszeit vollständig ab, und die Beziehungen zu den arabischen Nachbarstaaten verschlechterten sich dramatisch. Zudem vertiefte sich unter Netanyahu die Spaltung innerhalb Israels zwischen säkularen und religiös-nationalistischen Gruppierungen.

(di)

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