Institut für Palästinakunde
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Am 26 Oktober 1974 begann die 7. arabische Gipfelkonferenz in Rabat. König Hussein war keineswegs von Beginn der Konferenz an bereit, seine Politik gegenüber der PLO zu ändern. Am Anfang ergriff er das Wort und übermittelte den Staatsoberhäuptern der anwesenden Staaten eine Warnung Kissingers. Falls die PLO die Alleinvertreterin des palästinensischen Volkes würde, sei Israel wohl kaum in der Lage, eine Übereinkunft mit ihr zu treffen. Die Warnung von Washington beeindruckte wenig und verschärfte im Gegenteil noch die Fronten.

Da eine Lösung nicht auf dem Verhaldlungsweg zu erreichen war, wurde ein Komitee eingesetzt, das zwischen Hussein und der PLO vermitteln sollte. Gesucht wurde eine Formel, wonach Hussein auch weiter für Verhandlungen mit Israel zur Verfügung stehen könnte, die PLO aber dennoch ihr bereits mehrfach zugesichertes Recht auf Alleinvertretung behalten würde. Kurz danach erklärte sich der König bereit, jede Entscheidung des neuen Vermittlungsgremiums zu akzeptieren. Er sei überzeugt worden – nicht durch Worte, sondern durch Terror.

Einen tag später wurde das Abschlusskommunique verfasst. Die PLO erhielt damit das Alleinvertretungsrecht für das palästinensische Volk. Eine zukünftige palästinensische nationale Regierung konnte in allen von Israel zu räumenden palästinensischen Gebieten gebildet werden, jedoch nur von und unter Kontrolle der PLO. Ein weiterer Sieg für Arafat war, dass die Ligastaaten sich in dem letzten Punkt des Kommuniques verpflichteten, sich nicht in die internen Angelegenheiten der PLO-Aktionen einzumischen. Damit hatte König Hussein endgültig jeden Anspruch auf die Westbank verloren. Kein arabischer Staat durfte darüber hinaus die Regierungen Jordaniens und des Libanon unterstützen, ohne die Beschlüsse von Rabat zu verletzen.

Trotz der Anerkennung des Alleinvertretungsanspruchs der PLO war es der Rabat-Konferenz nicht gelungen, eindeutig zu klären, wer die Vertretung Westjordaniens auf der Genfer Nahost-Friedenskonferenz übernehmen sollte. Israel hatte wiederholt erklärt, dass es dir PLO unter keinen Umständen als Genfer Verhandlungspartner akzeptieren werde. Die vagen Formulierungen des Abschlusskommuniques ließen Hussein einen Weg offen, auch im Namen der PLO mit Israel zu verhandeln.

Der Beschuss von Rabat markierte einen Wendepunkt in der jordanischen Geschichte. Die 1948 annektierten Gebiete, die nach dem UN-Beschluss den Palästinensern zugesprochen worden waren, wurden von der jordanischen Regierung formell aufgegeben. Falls Israel diese eines Tages zurücklegen sollte, hatte Jordanien keinen Anspruch mehr. Damit waren die Voraussetzungen für die Bildung eines palästinensischen Staates geschaffen.

(di)

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