Institut für Palästinakunde
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(Geb. Sheinermann, 1928). Israelischer Militärkommandeur und Politiker. Ariel „Arik“ Sharon wuchs in einem Moshav, einer landwirtschaftlichen Genossenschaftssiedlung, auf und war schon sehr früh aktiv in der Haganah, der jüdischen paramilitärischen Untergrundorganisation während der Mandatszeit. 1952-53 studierte er Geschichte und Orientalische Studien an der Hebräischen Universität von Jerusalem. 1957-58 besuchte er das Camberley Staff College, eine Militärakademie in Großbritannien, und von 1958 bis 1962 studierte er Jura an der Universität Tel Aviv.

1953 gründete Sharon die Unit 101, eine Eliteeinheit, die auf Vergeltungsanschläge gegen palästinensische Fedayinübergriffe spezialisiert war. Sharon diente in allen Kriegen und galt als geschickter Taktiker, doch wurden gegen ihn auch mehrere Disziplinverfahren geführt.

1973 begann Sharons politische Laufbahn, und er wurde als Likud-Mitglied in die Knesset gewählt. Ein Jahr später verließ er den Likud und die Knesset, um dem damaligen Ministerpräsidenten Rabin von 1975-1977 als Sonderberater für Sicherheitsfragen zu dienen. 1976 gründete er die kurzlebige Partei Shlomzion, die in den Wahlen 1977 zwei Sitze errang, aber kurz darauf wieder aus der israelischen Parteienlandschaft verschwand, as Sharon sie mit der Herut-Partei, einer rechtsextremistischen Bewegung innerhalb des Likud, vereinigte. Als Landwirtschaftsminister und Vorsitzender des Ministerialkomitees für Siedlungen trat er Menachem Begins Kabinett bei. In dieser Position unterstützte er die messianischen, ultrarechten Siedler von Gush Emunim (Block der Getreuen). Schon 1973, während seiner ersten Amtszeit als Knessetabgeordneter, plädierte er für das „Jordanien-ist-Palästina“-Szenario und lancierte seinen Sharon-Plan, der die Annexion der besetzten Gebiete unter Auslassung palästinensischer städtischer Ballungszentren vorsah. Zu diesem Zweck propagierte und förderte er den Ausbau eines dichten, flächendeckenden Siedlungsnetzes.

Als Verteidigungsminister befehligte Sharon im Jahr 1982 die israelische Invasion in den Libanon und war für das Massaker in den Flüchtlingslagern von Sabra und Shatila im September 1982 verantwortlich. Dabei wurden mehrere hundert Palästinenser von Mitgliedern der libanesischen Kataib-Miliz (Phalangisten) als Racheakt für die Ermordung Bashir Gemayels niedergemetzelt. Es waren israelische Soldaten, die mit Sharons Einwilligung den Phalangisten den Zugang in die Flüchtlingslager ermöglichten. Daraufhin wurde Sharon erzwungen von seinem Amt als Verteidigungsminister zurückzutreten. Dennoch blieb er Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung.

Im Jahr 1984 wurde er von Shimon Peres zum Handels- und Industrieminister, später zum Bauminister ernannt. Schließlich kreierte Netanyahu speziell für ihn 1996 das Nationale Infrastrukturministerium, dessen Aufgabe es war, den Siedlungsbau voranzutreiben. 1998 wurde Sharon zum Außenminister ernannt und im September 1999 zum neuen Parteivorsitzenden des Likud-Blocks gewählt.

Sharon ist wegen seiner Politik ein Populist, der es vermag, das extrem rechte, nationalistische und auch orthodox-religiöse Spektrum in Israel für sich zu gewinnen. Eine seiner gezielten Provokationen, der demonstrative Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem Ende September 2000, löste die Al-Aqsa-Intifada aus.

Ende Dezember ließ die rechte Opposition unter Sharon verlauten, ein Friedensabkommen zwischen Israel und den Palästinensern nicht anzuerkennen, sollte es die Teilung Jerusalems und die Aufgabe der israelischen Souveränität über den Tempelberg beinhalten. Unter einem Ministerpräsidenten Sharon würde außerdem keine einzige israelische Siedlung abgebaut werden, gäbe es kein palästinensisches Rückkehrrecht für die Flüchtlinge und würde das Westjordanland effektiv in drei „Homelands“ unterteilt, wobei das Grenzgebiet zu Jordanien aus Sicherheitsgründen unter israelischer Hoheit verbleiben solle. Obwohl die Wahrscheinlichkeit gegen null tendiert, auf dieser Basis einen umfassenden und gerechten Frieden mit den Palästinensern schließen zu können, erzielte Sharon bei den vorgezogenen Wahlen am 6. Februar 2001 einen Erdrutschsieg mit einem Vorsprung von über 20 Prozent vor Ehud Barak. Die Wahlbeteiligung von nur 62 Prozent war aufgrund des Wahlboykotts verschiedener Gruppen die niedrigste in der Geschichte Israels. Innerhalb von 45 Tagen nach Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses, musste Sharon seine Regierung vorstellen. Der von Sharon seit März 2001 geführten Koalitionsregierung der nationalen Einheit gehören neben dem Likud, der Arbeits- und der Zentrumspartei demgemäß vor allem rechts-nationalreligiöse Parteien an.

Durch die unnachgiebige und auf Konfrontation ausgerichtete Politik Sharons verschärfte sich der Konflikt mit den Palästinensern unmittelbar nach Amtsantritt der neuen Regierung. Sharons ablehnende Haltung hinsichtlich einer endgültigen Friedensregelung, seine Ankündigung eines verstärkten Siedlungsausbaus sowie die unverhältnismäßigen militärischen Offensiven in den Palästinensischen Gebieten und im Libanon ließen eine Fortsetzung der Friedenverhandlungen in weite Ferne rücken.

(di)

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